Porsche 911 991 Turbo S Exclusive Edition fährt neben Porsche 911 993 Turbo S Project Gold auf Landstraße Foto: Porsche
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Von einem Markt im Wandel

Supersportwagen verdrängen Klassiker vom Oldtimer-Markt

Über Jahre hinweg haben Autos aus den 50ern/60ern den Oltimer-Markt bestimmt. Übernehmen jetzt junge Supersportwagen?

Sachwerte sind als Anlageform in der Niedrigzinsphase seit der globalen Finanzkrise 2009 für Anleger immer interessanter geworden. So fielen einerseits die absoluten Rekorde für einzelne Fahrzeuge wie den Ferrari 250 GTO und andererseits kletterten die Preise auch für früher nicht so hoch gehandelte Autos, wie auch solche von Porsche, die im Langzeittrend dem Oldtimermarkt vielleicht eher immer etwas hinterherzuhinken schienen. Auf dem Oldtimer-Markt ging es in den vergangenen Jahren dementsprechend heiß her und schlagzeilenträchtige neue Rekordsummen, die für die alten Schätze bei den entsprechenden Auktionen gezahlt wurden, waren die Regel. Doch in letzter Zeit lassen sich einige Veränderungen beobachten.

Mehrere Ferrari 250 GTO nebeneinander vor meditarrener Villa parkend
Ferrari 250 GTO-Parade. Foto: Ferrari

Der Oldtimer-Markt verändert sich gerade

In letzter Zeit scheint sich der Oldtimer-Markt und der für seltene und besondere Fahrzeuge zu ändern. Wo bis vor Kurzem noch das Alter eines Fahrzeugs eine wichtige Rolle für die (hohe) Bewertung gespielt hat, was man vor allem an den hohen Preisen für Ferraris, Aston Martins und Jaguars aus den 1950ern und 1960ern ablesen konnte, hat sich in jüngster Zeit eine neue Kategorie von Autos angeschickt, auf Preisrekordjagd zu gehen. Die Rede ist von Supersportwagen der späten 1980er und der 1990er Jahre. Erstaunlich daran ist, dass schon jetzt auch Autos so hoch im Kurs stehen, die noch lange keine 30 Jahre alt sind, die aber schon jetzt einen Stammplatz im Olymp der Automobilgeschichte für sich in Anspruch nehmen möchten. Dazu gehört der seit einiger Zeit extrem gehypte McLaren F1, der von 1993 bis 1998 gebaut wurde und mittlerweile zweistellige Millionen-Dollar-Beträge erzielt – wenn denn eines der nur 106 gebauten Exemplare überhaupt einmal auf den Markt kommt. Aber auch der von 2002 bis 2004 gefertigte Ferrari Enzo Ferrari entschwebt schon in Preishöhen jenseits der Stratosphäre, gilt er doch als der erste moderne Supersportwagen.

Ferrari Enzo Ferrari von schräg rechts hinten mit offenen Flügeltüren, stehend
Ferrari Enzo Ferrari. Foto: Schaltkulisse

Porsche 993: Rekordpreise wie der 911 Turbo S Project Gold oder der GT2

Und kürzlich hat auch ein Porsche 911 GT2 der Baureihe 993 für Aufsehen gesorgt, als er für 1,85 Millionen Pfund (ca. 2,4 Millionen Dollar) versteigert wurde und damit den Schätzwert um gut eine Million Pfund deutlich übertraf. Wir sprechen hier von einem Auto Baujahr 1995, das jetzt mehr wert ist als der Ferrari 250 Lusso! Oder die für Porsche-Verhältnisse ohnehin schon hoch eingepreisten Carrera RS 2.7 Lightweight und Touring aus den frühen 1970ern, die sich auf hohem Niveau eingependelt hatten, zuletzt aber von rund 600.000 Dollar vereinzelt auch schon auf über eine Million Dollar anzogen. Ebenfalls in diese Reihe passt der Rekorderlös für den Porsche 911 (993) Turbo S Project Gold, bei dem für sagenhafte 3,4 Millionen Dollar der Hammer fiel. Und das, obwohl es sich um einen modernen Neuaufbau handelt und das Auto ohne Straßenzulassung auskommen muss.

Porsche 993 turbo Gold in Garage stehend, schräg links vorne
Porsche 911 (993) Turbo S Project Gold. Foto: Porsche

Oldtimer-Markt: Preise ändern sich derzeit

Der zweite Teil dieses Phänomens besteht darin, dass Autos, die früher garantierte Renditebringer und Rekordjäger waren, mittlerweile auf sehr hohem Niveau zu stagnieren scheinen (Ausnahme bleibt der wunderschöne Ferrari 250 GTO). Der Fokus des Oldtimer-Marktes hat sich verschoben, die Preise ändern sich entsprechend. Der Zenit bei den bisherigen Preiskönigen scheint erreicht zu sein. Bei anderen, wie dem Porsche 959 Paris-Dakar-Rallyeauto, befinden wir uns eher noch am Anfang dieses Weges. Das ehemalige Rennauto erzielte bei einer Versteigerung unglaubliche 5,95 Millionen Dollar inkl. Gebühren.

Porsche 959 Paris-Dakar Rallyeauto im Schotter stehend, von schräg unten links vorne
Porsche 959 Paris-Dakar Rallyeauto. Foto: RM Sotheby's

Verschiebt sich der Oldtimermarkt?

Was sind die Gründe für diesen Wandel? In einem Artikel auf Le Monde Edmond werden verschiedene genannt. Am augenscheinlichsten ist möglicherweise der Faktor „Demographie“. Oft kaufen Menschen die Autos, von denen sie schon in ihrer Jugend geträumt haben. Diese Präferenzen verschieben sich natürlich mit der Zeit, wenn die später geborenen Menschen in ein Alter kommen, in dem es wahrscheinlicher wird, dass sie ihr Wunsch-Auto finanzieren können. Und zurzeit erreichen Menschen diese Lebensphase, die in ihrer Kindheit von einem Ferrari F40 oder einem Jaguar XJ 220 geträumt haben. Gleichzeitig sind ältere Autos aus demselben Grund weniger interessant: Weil sich die jüngere Generation nicht mehr so mit ihnen identifizieren kann.

Fahrbarkeit moderner Sportwagen im Vergleich mit historischen Fahrzeugen

Ein weiterer Grund für die zu beobachtende Verschiebung ist sicherlich, dass man die jüngeren Supercars wirklich fahren kann. Die Schaltung, die Lenkung, das Fahrwerk, die Bremsen – alle technischen Aspekte entsprechen in der Handhabung viel eher modernen Autos. Zusätzlich muss man dabei auch weniger Angst haben, mit ihnen liegen zu bleiben, während man bei Autos speziell aus den 50ern und 60ern die Nummer eines Abschleppunternehmens stets parat haben sollte.

Silberner Mercedes 300 SL Flügeltürer mit offenen Türen
Mercedes Benz 300 SL Flügeltürer. Foto: Daimler AG

Ferrari F40, Mercedes 300 SL, Ferrari 250 GTO oder Aston Martin One-77

Beide Fahrzeugarten haben allerdings auch etwas gemeinsam, das ihren besonderen Reiz und die so große Nachfrage nach ihnen mit erklärt. Zum einen sind sie, wie erwähnt, oftmals besonders selten. Vom Ferrari F40 wurden in etwa 1.300 Autos gebaut, was vergleichbar mit der Zahl der gefertigten Mercedes 300 SL ist. Vom Ferrari 250 GTO wurden lediglich 36 Stück gefertigt, was für seinen enormen Wert auch heute noch mitverantwortlich ist. Diese Limitierung nutzen die Hersteller auch ganz gezielt, um von vornherein besonders begehrenswerte Autos zu bauen. Mit diesem Konzept wurde etwa der Supersportwagen Aston Martin One-77 entwickelt, von dem zwischen 2009 und 2012 nur namensgebende 77 Stück gebaut wurden und von dem eines mittlerweile einem Unfall zum Opfer gefallen ist, sodass nurmehr 76 Exemplare verbleiben. Wenn eines davon auf dem Markt auftaucht, liegt der Preis für das lediglich knapp zehn Jahre alte Auto mittlerweile bei ca. 2,5 Millionen Euro.

Aston Martin One-77 in Tiefgaragenauffahrt von schräg rechts hinten
Aston Martin One-77. Foto: AIL

Zum anderen haben die beiden Fahrzeugklassen gemeinsam, dass ihre Besitzer Teil einer exklusiven Community werden, eines „Members only“-Clubs der ganz besonderen Art. Das gilt nicht nur für die Vernetzung der Besitzer innerhalb der Szene, sondern auch für Events, die direkt von den Herstellern veranstaltet werden. Ferrari Enzo-Besitzer haben zum Beispiel Zugang zur Ferrari-Fabrik und genießen in Maranello eine Sonderbehandlung. Das sind natürlich zusätzliche Anreize, die das Begehren noch weiter befeuern.

dunkelgrünes Jaguar E-Type Cabrio auf Landstraße fahrend, Rechtslenker, schräg links vorne
Jaguar E-Type. Foto: Jaguar

Kann und sollte man mit Oldtimern Geld verdienen?

Generell muss man allerdings festhalten, dass man sich ein Auto niemals aus reinem Renditeinteresse kaufen sollte. Dafür sind erstens die Vorhersagen zu schwierig, weil der Markt für seltene Autos oftmals stark trendabhängig und volatil ist. Zweitens sollte man immer ein Grundinteresse für ein Sach-Investment mitbringen, um sich auch dann daran erfreuen zu können, wenn die Rendite ausbleibt. Auf diese Meinung trifft man immer wieder, wenn man sich mit Experten in diesem Bereich unterhält.

 Silberner McLaren F1 schräg links vorne, an Küste stehend, Villa am anderen Ufer, dazwischen Motoryacht
McLaren F1. Foto: McLaren

Autofans und Leidenschaft für Ikonen der Automobilgeschichte

Grundsätzlich sind Autos also eine Leidenschaft und üben eine immense Faszination auf jene aus, die sich selbst als Fans bezeichnen. Ganz besonders, wenn es sich um Ikonen der Automobilgeschichte handelt, die zu ihrer Zeit das Beste waren, was man auf eine Straße loslassen konnte. Selig sind diejenigen, die sich ihren Kindheitstraum erfüllen. Egal, welcher das war.

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Foto Christian Finke

Christian Finke
CEO AIL Leasing & Finance

„Wir sind Ihr kompetenter Ansprechpartner zum Thema »besondere Fahrzeuge«. Gerne unterbreiten wir Ihnen ein individuelles Angebot.“