1.500 PS und 1L auf 100km
Der Koenigsegg Regera
Mit dem Regera stellt Koenigsegg eine knallharte Hybridsportwagenkonkurenz zum Porsche 918 Spyder vor.
Wenn der Renault Twizy (ca. 8000 Euro, 18 PS) das Einsteigermodell in die Elektromobilität ist, dann ist der Koenigsegg Regera die Krone der Schöpfung: Rein elektrisch hat er zwar „nur“ 700 PS – kombiniert mit seinem V8 Verbrennungsmotor werden daraus aber 1.500 – und das sticht beim Auto-Quartett alles bisher Dagewesene locker aus. Zum Vergleich: Der Bugatti Veyron kommt auf 1200, der Ferrari LaFerrrari hat 963 und der Porsche 918 Spyder muss sich mit 887 PS zufrieden geben.
Für profane Alltagsgegenstände, wie etwa ein Getriebe, ist im Regera aber kein Platz – daher verzichtet er einfach darauf. Das man bisher dachte, ohne ein Solches wäre das Autofahren überhaupt nicht möglich, interessiert die Firma Koenigsegg anscheinend herzlich wenig – und die Beschleunigungswerte sprechen ja nun auch für sich: von 0 auf 100 km/h in 2,8 Sekunden, dann von 150 auf 250 km/h in 3,2 Sekunden und wer keine halben Sachen mag, der beschleunigt ihn gleich aus dem Stand auf 410 km/h, das dauert dann aber immerhin rund 20 Sekunden. Erwähnenswert ist dabei sicher auch das Drehmoment: 1280 Nm bei 4100/min.
Die Karosserie ist natürlich aus Carbonfasern, auf diese Weise bringt der PS-Protz gerade einmal 1,5 Tonnen auf die Waage. Damit hat der Regera für jedes Kilo Gewicht auch eine Pferdestärke unter der Haube und liegt vom Kraft-Leistungs-Verhältnis her nur knapp hinter den Formel 1 Boliden. Der äußerst niedrige Normverbrauch erklärt sich aber vor allem aus dem Elektroantrieb. Der ist allerdings eine Wissenschaft für sich, denn jedes Hinterrad wird von einem eigenen Elektromotor angetrieben. Und weil der V8 Biturbo mit 1100 eigenen Pferdestärken mal zu wenig Drehmoment liefern könnte, haben die Schweden zur Sicherheit noch einen dritten E-Motor an die Kurbelwelle angeflanscht. Die 620 Volt Batterie hat eine Kapazität von 9,27 kWh und ist laut Koenigsegg der leistungsstärkste Akku, der jemals in einem Auto verbaut wurde. Geladen wird per Kabel, der Regera ist also ein echter Plug-in Hybrid und kann auf Knopfdruck auch rein elektrisch fahren.
Der Kostenpunkt liegt bei 2,1 Millionen Euro und von den 80 Exemplaren, die es von diesem Hypersportwagen geben soll, sind laut Koenigsegg auch noch einige zu haben – bzw. zu reservieren, denn geliefert werden kann nicht vor Dezemeber 2016. Allzu große Teile der Bevölkerung wird man damit wohl nicht auf Elektromobilität umstellen, aber dafür hat der Regera dann aber wirklich alles, wovon der Motorsportler träumt: Schon allein der Türmechanismus kauft jedem Lamborghini den Schneid ab und natürlich gibt es auch noch einen ausfahrbaren Heckflügel. So lange dieser eingeklappt ist, hat das Heck die sogennante „fish tale“ Form, dass man von klassischen Rennwägen vergangener Tage kennt.
Per Smartphone-App kann man die Angeberei dann auch noch auf die Spitze treiben – und per Fernsteuerung alles öffnen, was sich am Regera öffnen lässt und ihn dabei unter anderem auch zum Cabrio umwandeln. Selbst im Stehen ist der Regera also zu kleinen Machtdemonstrationen in der Lage. Nachdem sich der Name vom schwedischen Wort für "regieren" ableitet, ist er dazu wohl geradezu verpflichtet. Dementsprechend wird das heilige Blech dann auch als „the king of the open road“ beworben.
Als das schnellste Straßenfahrzeug des Planeten hat er sich diesen royalen Titel natürlich redlich verdient, dass das unumstrittene Alphatier unter den PS-Monstern nun aber ausgerechnet aus Schweden kommt, ist dann doch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Schließlich verbindet man mit den Skandinaviern eher familienfreundliche Produkte, wie ABBA, Knäckebrot, Lego oder das Smaland.
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Für den Fall, dass jemand auf der Suche nach einem Gebrauchtwagen zufällig über ein kleines Vermögen stolpert, hat ein britischer Händler den Regera jetzt auch auf Mobile.de gestellt.
Dort findet man auch einige andere Modelle von Koenigsegg, unter anderem auch den Agera, der zahlreiche Geschwindigkeitsrekorde hält, so z.B. das 0-300-0 km/h Manöver. Für die Beschleunigung aus dem Stand auf 300km/h und eine anschließende Vollbremsung bis zum völligen Stillstand brauchte die Version Regera One:1 gerade einmal 17,95 Sekunden. Den bis dahin gültigen Rekord von 21,19 Sekunden hielt übrigens ebenfalls ein Koenigsegg, nämlich das Model Agera R.
Eine große Überraschung am Model Regera ist aber, dass sich Christian von Koenigsegg, der Kopf hinter der gleichnamigen Firma, auf die Hybrid-Technology eingelassen hat. Auf der Koenigsegg Webseite gibt er auch offen zu, eigentlich kein Fan davon zu sein. Von der Idee her sind Hybrid-Fahrzeuge nämlich ein Kompromiss – und die mag der Schwede gar nicht: Sein Perfektionismus ging sogar schon so weit, dass das erste Koenigsegg-Modell erst 8 Jahre nach der Firmengründung fertig wurde. Außerdem sind Hybride schwerer, und Koenigsegg ist für seinen radikalen Leichtbau bekannt – im Agera sind sogar die Sitze perforiert.
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Allerdings gibt Koenigsegg selbstbewusst zu Protokoll, dass er für den Regera die Hybridbauweise quasi neu erfunden habe. Weil er einen Weg gefunden hat, mit Hilfe der Elektromotoren auf ein Getriebe zu verzichten, konnte er wieder Gewicht einsparen. Es wäre keine Überraschung, wenn sich dieses Konzept auch bald erschwinglichen Hybridautos wiederfindet, denn auch in der Vergangenheit hat Koenigsegg schon einige Innovationen angestoßen.
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