Kann man damit zufrieden sein?
2019 perfekt? Porsche 911 (992) Carrera S Cabrio im Test
Kann man ein Auto rügen, zu perfekt zu sein? Das Porsche 911 Carrera S Cabrio (992) stellt sich diesem Vorwurf im Test
Die größte Sommerhitze haben wir für heuer wahrscheinlich überstanden. Und selbst wenn man als automobiler Sonnenanbeter gerne offen fährt, konnte man sich diesem Vergnügen angesichts der gar so hohen Temperaturen nicht gänzlich unbekümmert hingeben, wenn man nicht vom Hitzschlag getroffen werden wollte. Da lässt es sich von Glück reden, dass unser Test-Cabrio in zwar sommerlicher, aber nicht brutaler Wärme vor unserer Tür stand. Da macht ein Porsche 911 Cabrio natürlich am meisten Spaß. Und dem fieberte die Redaktion aus mehreren Gründen allabendlich entgegen.
Hoher Suchtfaktor im Porsche 911 Carrera S Cabrio der Generation 992
Dass der Porsche 911 einen Suchtfaktor hat, darüber haben schon viele geschrieben und erzählt. Das Sahne-Topping darauf ist dann vielleicht genau dieser Porsche 911 Carrera S der neuen Generation 992, den wir als Cabrio ausfahren durften. Besser wird’s kaum. Das Design des offenen Elfers ist durchweg gelungen. Zwar trägt auch die achte Generation eine Hutze als kleinen Rucksack, da das Verdeck ja schließlich bei offener Ausfahrt verstaut werden muss, doch wirkt diese nicht so klobig, wie das bei mancher früheren Version schon mal der Fall war. Zum gelungenen Gesamteindruck trägt auch die Mischzoll-Bereifung bei. An der Vorderachse sorgen 20-Zöller (245/35) für die Übertragung der Lenkkräfte, an der Hinterachse sind 21-Zöller (305/30) montiert. Das sorgt für einen sicheren Stand und ebenso für stabile Kurveneigenschaften. Die nach unten taillierte Tür lässt den Elfer auch als Cabrio schon von weitem als solchen erkennen.
Ist der Porsche 911 als Carrera S Cabrio der perfekte Sportwagen?
Ein beliebter Vorwurf an Porsche (und andere deutsche Hersteller) lautet ja, dass sie ihre Autos zu „perfekt“ machen würden. Was ja schon ein wenig absurd anmutet. Beim Porsche 911 Carrera S Cabrio zeigt sich diese Liebe zum Detail zum Beispiel beim tadellosen Verdeck, das zum Glück absolut perfekt ist. Es ist straff und vermittelt das gute Gefühl, dass es dies auch noch nach Jahrzehnten voller Fahrspaß so sein wird. Geschlossen erweist es sich als echter Geräuschschlucker. Für Cabrioverhältnisse ist das absolut erstklassig, selbst bei rasanter Fahrt fühlt man sich vom Wind nicht übermäßig gestört. Eher genießt man den Sound des Boxers im Heck, selbst bei geschlossenem Verdeck. Lediglich 12 Sekunden dauert es, das Verdeck zu öffnen oder zu schließen und das funktioniert bis zu einer Geschwindigkeit 70 km/h. Besser geht’s auch hier kaum.
Superschnelles Verdeck beim Porsche 911 Carrera S Cabrio (992)
Selbst wenn man diese Öffnungsprozedur an der Ampel als Showeffekt etikettieren könnte, hat ein Porsche 911 solcherlei gar nicht nötig. Er steht und spricht für sich selbst, allein durch seine Präsenz. Das gilt vielleicht umso mehr für das 911 Cabrio, nach dem sich auch ohne Auspuffsoundorgien die Köpfe der Promenade umdrehen. Selbstredend könnte man jederzeit den Soundgenerator aufwecken und Leute erschrecken, wenn man wollte. Aber allein das Wissen darum reicht eigentlich schon, um es gar nicht darauf anlegen zu müssen.
Bildergalerie vom Innenraum des Porsche 911 Carrera S Cabriolets
Der Motor des neuen Porsche 911 Carrera S Cabrios ist brachial gut
Wenn man dem Porsche 911 Carrera S Cabrio doch mal die Sporen gibt, wird man von der brachialen Kraft von 450 Pferdestärken und 530 Newtonmetern Drehmoment nachhaltig in die Sportsitze gedrückt und erlebt die vor einem liegende Straße zunehmend als Tunnel. Und das in einem Cabrio! Was für ein Gefühl. Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass man nicht manuell durch die Gänge wechselt, sondern das die 8-Gang-PDK das, nun ja, perfekt für einen erledigt. Kaum etwas fühlt sich besser an, als von dieser Antriebskombination in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 katapultiert zu werden. Man mag es kaum glauben, aber auch das nächste Klischee über den Porsche 911 bestätigt sich im Carrera S Cabrio: Es ist alltagstauglich. Die Sicht ist natürlich ausgesprochen gut, mit geschlossenem Verdeck nicht ganz so gut. Zumindest nach hinten. Aber dahin schaut man im Porsche 911 ohnehin eher selten. Einzig der Einstieg in die tief liegenden Sitze wurde nicht von allen Kollegen als problemlos empfunden. Wenn man aber drinsitzt, wird man eins mit der Maschine.
Kritik, Fehler und Schwächen des Porsche 911 Carrera S Cabrios der Generation 992
Wenn das Wörtchen „perfekt“ nun schon so oft aufgetaucht ist: Ist der Porsche 911 Carrera S, insbesondere als Cabrio, der perfekte offene Sportwagen? Nicht ganz. Aber fast. So könnte man es vielleicht zusammenfassen, um sich noch etwas Luft zu lassen. Bei einem Grundpreis von mehr als 134.000 € und einem Testwagenpreis von rund 170.000 € fallen Kleinigkeiten, die wir kritisieren müssen, auch irgendwie mehr ins Gewicht. Ein großer Kritikpunkt, der die Perfektion nachhaltig infrage stellt, ist, dass die die äußeren beiden Rundinstrumente vom Lenkrad verdeckt werden. Das geht eigentlich gar nicht. Auch wenn es sich „nur“ um die Tank- und Außentemperaturanzeige handelt. Außerdem stört in einem so teuren Porsche natürlich, wenn man irgendwo Billigplastik findet. Der Stummel zum Starten des Autos, natürlich links vom Lenkrad platziert, ist so ein Teil. Es stört zusätzlich den Gesamteindruck, da man beim Ein- und Aussteigen immer wieder daran hängen bleibt. Desweiteren stört eine Inkonsistenz beim Design. Denn der Gangwahl- und Schalthebel hat an Filigranität zu viel dessen abbekommen, was dem klobigen, um nicht zu sagen, protzigen Schlüssel an ebendieser mangelt.
Der Sommer 2019 ist wie gemacht für ein Auto wie das Porsche 911 Carrera S Cabrio
Scheint aber die Sonne ihr schönstes Strahlen und befährt man in Porsche-911-Cabrio-artgerechter Manier eine von ihr beschienene Landstraße mit maximaler Frischluftzufuhr, treten diese Kritikpunkte wieder in den Hintergrund und der Suchtfaktor des Porsche 911 gewinnt wieder die Oberhand. Bei aller Alltagstauglichkeit ist auch das 911 Carrera S Cabrio der Generation 992 ein waschechter Sportwagen, der nicht nur auf gerader Strecke schnell ist, sondern auch Kurven als sein angestammtes Revier begreift. Und mit unglaublichem Grip und Traktion beinahe unbegreiflich schnell über die Straßen giert. Eher kommt der Fahrer in diesem Auto an seine fahrtechnischen Grenzen, als dass dies dem Porsche passiert. Dafür sorgen natürlich auch die quasi perfekte Lenkung und die ebenfalls über quasi jeden Zweifel erhabenen Bremsen.
Fazit im Test des Porsche 911 Carrera S Cabrios
Insgesamt ist das neue Porsche 911 Carrera S Cabrio mit all seiner Leistung und Leichtigkeit also wohl der Sportwagen, den man im Sommer fahren will. Wohl dem, der dies jeden Tag und nicht nur für einige wenige zum Test erleben kann.
Porsche 911 (992) Carrera S Cabrio: Technische Daten
Hubraum/Motor | 3,0 Liter / 6-Zylinder-Boxermotor |
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Leistung | 331 kW (450 PS); 530 Nm |
V-Max | 306 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h | 3,9 s (3,7 s mit Sport Plus) |
Verbrauch (Testverbrauch) | 9,1 l / 100 km (11,5 l / 100 km) |
Antriebsart | Heckantrieb |
Getriebe | 8-Gang-Porsche-Doppelkupplungsgetriebe |
Länge x Breite x Höhe | 4.519 x 1.852 x 1.299 mm |
Radstand | 2.450 mm |
Leergewicht | 1.585 kg (DIN) |
Leistungsgewicht | 3,5 kg/PS |
Neupreis | ab 134.405 € |
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Christian Finke |
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