Mercedes 300 SL Gullwing Foto: Dorotheum
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Legendäre Modelle unterm Hammer

Mercedes-Benz-Auktion: Wiesenthal versteigert 13 Klassiker

Der österreichische Autohändler Wiesenthal löst seine Sammlung auf - in einem der Oldtimer saß sogar die Queen

Für jeden Mercedes-Fan muss es sich gerade wie Weihnachten und Silvester gleichzeitig anfühlen, wenn sie auf den Seiten des österreichischen Auktionshauses Dorotheum herumstöbern. Dort finden sich gerade 13 Klassiker aus Stuttgart, die wohl nur in den seltensten Fällen gleichzeitig auf den Markt kommen. Das Unternehmen Wiesenthal, einst Österreich-Vertreter von Mercedes, löst seine Sammlung auf, die Erben behalten nur vier Modelle für sich selbst, der Rest wird am 1. Dezember 2018 versteigert. Darunter seltene Klassiker wie ein 300 SL Flügeltürer oder ein 600 Pullman, in dem drei österreichische Bundespräsidenten chauffiert wurden.

Sammlungsaufllösung: Mercedes Benz Wiesenthal Auktion

Aber wie kommt man an so eine exquisite Sammlung, um so so eine Auktion zu ermöglichen? Beste Beziehungen natürlich. Und zwar zu Mercedes Benz selbst. Firmengründer Günther Wiesenthal begann seine Karriere 1924 bei dem deutschen Automobilhersteller, er kaufte Beteiligungen der Niederlassungen in Wien und Prag. Ab 1955 beginnt er als Generalvertreter von Mercedes die Autos nach Österreich zu importieren, drei Jahre später steigt er zum Präsidenten der Marke für Nordamerika auf. Nach seinem Tod 1960 übernimmt seine Witwe Hilde Wiesenthal die Geschäfte in Wien, die sie wiederum ab 1972 in die Hände ihrer Tochter Susanne übergibt. Genau hier beginnt auch die Geschichte der Wiesenthal-Sammlung. Die Tochter des Firmengründers beginnt, besonders seltene Exemplare zu sammeln. Viele von ihnen sind seit 40 Jahren im Firmenbesitz, immer auf das gleiche Nummernschild zugelassen. Wir stellen Ihnen die vier spektakulärsten Modelle vor.

Mercedes 300 SL Gullwing Front
Foto: Dorotheum

Mercedes 300 SL Gullwing (1955)

Der begehrteste Oldtimer der Wiesenthals ist mit Sicherheit der Mercedes 300 SL Gullwing - eines der teuersten Exemplare der Sammlung. Unter einer Million Euro geht auf dem Oldtimermarkt kaum ein Flügeltürer weg. Der Sportwagen ist die Nummer 200 aus dem Jahr 1955, dem mit 855 Fahrzeugen stärksten Produktionsjahr des Klassikers. Wie die meisten 300 SL wurde dieser zunächst in die USA exportiert, bevor er 1979 in die Sammlung der Wiesenthals zurückkehrte. Seine Besonderheit: Als Extra sind die Instrumente in englischer Sprache. Und er trägt noch heute das schwarze Kennzeichen, auf das er von den Wiesenthals zugelassen wurde. Damit ist er wahrscheinlich der einzige in ganz Österreich - 1990 schaffte unser Nachbarland diese ab.

Mercedes 300 S Roadster Front und Seite
Foto: Dorotheum

Mercedes 300 SL Roadster (1957)

Nicht weniger spektakulär ist die offene Variante des 300 SL, der Roadster, - in den 50ern der Traumwagen schlechthin. Hollywood-Stars wie Cary Grant, Gary Cooper und Clark Gable fuhren ihn. Über die US-Niederlassung der Wiesenthals kam der Roadster 1978 nach Wien, 1992 und 1993 wurde die komplette Karosserie restauriert. Um die Jahrtausendwende wurden auch Innenraum, Verdeck und Motor wieder auf Vordermann gebracht, sodass der 300 SL Roadster heute im Bestzustand ist. Entsprechend hoch ist der Sammlerwert: Zwischen 550.000 und 750.000 € erwartet Dorotheum bei der Auktion am 1. Dezember.

Mercedes 600 Pullman Front und Seite
Foto: Dorotheum

Mercedes 600 Pullman (1964): Königliche Kutsche

Noch mehr direkten Promifaktor bietet der 600 Pullman, der unter anderem als Staatskarosse diente. Der Nachfolger des "Adenauer-Mercedes" 300 SE war 1964 seiner Zeit weit voraus: Er bot Luftfederung, Servolenkung, Automatik, Klimaanlage und einen V8 mit 6,3 Litern. Kein Wunder, bei der exklusiven Gesellschaft, die der Pullman chauffierte. Drei österreichischen Staatsschefs diente er als Dienstwagen, woran noch heute der Adler auf dem Kennzeichen erinnert. Mit ihm wurden aber unter anderem auch der Schah von Persien und die Queen von England kutschiert. Nach seiner letzten Dienstzeit unter Rudolf Kirchschläger kehrte er 1976 zu den Wiesenthals zurück - um Hochzeitspaare zum Altar zu befördern. Der Pullman wurde übrigens nie restauriert - für einen prognostizierten Preis zwischen 180.000 und 260.000 € erhält der Käufer also die Gelegenheit, auf den gleichen Polstern wie Queen Elizabeth II. Platz zu nehmen.

Mercedes 450SEL 6.9 Front und Seite
Foto: Dorotheum

Mercedes 450 SEL 6.9 (1979)

Etwas erschwinglicher ist die S-Klasse, die ihre ganze Autolaufbahn im Besitz der Wiesenthals blieb. Kein Wunder: Galt der 450 SEL doch mit seinem Erscheinen 1975 als bestes Auto der Welt. An Extras gab es alles, was sich Kunden zu dieser Zeit vorstellen konnten - was den Preis aber auch schnell auf bis zu 100.000 DM hochtreiben konnte. Bei den Wiesenthals diente er als Dienstwagen. Entsprechend war er mit elektrischem Schiebedach, Standheizung und Klimaanlange ausgestattet. Er blieb auf den Autohändler zugelassen, auch als ihn 1989 ein 560 SEL ablöste, der auch zum Verkauf steht. Das Scheckheft des 450 SEL: bis heute lückenlos geführt bei einem Kilometerstand von gerade einmal 75.100 Kilometern. In so einem guten Zustand wird man wohl kaum eine S-Klasse dieses Alters finden. Der geschätzte Wert heute: zwischen 25.000 und 35.000 €.

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Foto Christian Finke

Christian Finke
CEO AIL Leasing & Finance

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