Hauptsache schnell, flach und teuer
RM Sotheby’s Luxusauto- und Hypercar-Auktion London 2019
In London sind bei RM Sotheby's die Supersportwagen los. Hier kommen nur die schnellsten Autos unter den Hammer
Für Fans von Supersportwagen ist die Auktion von RM Sotheby’s am 24. Oktober in London jedes Jahr ein Highlight. Seit 2007 kommt hier alles unter den Hammer, was in atemberaubendem Tempo beschleunigt. Im letzten Jahr zum Beispiel ein Ferrari Enzo, der seinem Verkäufer 1,97 Millionen Pfund einbrachte, umgerechnet etwa 2,2 Millionen Euro. Young- und Oldtimer gehören ebenso zum Angebot, wenn auch der Fokus weiterhin auf allem liegt, was flach und schnell ist. Wir zeigen einige der Highlights der 60 angebotenen Automobil-Preziosen.
1969 Lamborghini Miura P400 S by Bertone
Die Besitzer von Supersportwagen können durchaus exzentrisch sein. Wie Hans Peter Weber aus Freiburg zum Beispiel, der ehemalige Besitzer dieses Lamborghini Miura P 400 S. Er nutzte die verbesserte, zweite Version des Klassikers mit 370 PS nur zu besonderen Anlässen. Und das hieß auch: seine weiblichen Begleiterinnen mussten immer ein knallgelbes Top und blaue Jeans tragen, damit sie farblich zu seinem Lamborghini passen.
40 Jahre befand sich der Miura in seinem Besitz, die letzten Jahre nach seinem Tod 2015 parkte ihn sein Bruder Karl Weber in einer Hütte im Schwarzwald. Das Auto befindet sich in sagenhaftem Zustand, sowohl Lackierung als auch Interieur sind bis auf ein paar nachgerüstete Vierpunktgurte original. 800.000 bis 1.000.000 Pfund erwartet RM Sotheby’s für den Sportwagen, das sind etwa 900.000 bis 1,12 Millionen Euro - egal, welche Farbe das Top des Käufers hat.
2003 Ferrari Enzo
Bereits im letzten Jahr ein Highlight, findet sich auch 2019 wieder ein Ferrari Enzo in West Kensington. Nur 400 Exemplare dieses raren Supersportwagens verließen Maranello - um direkt bei ihren auserwählten Käufern zu landen. Die Chance ihn ab Werk zu erstehen, gab es eigentlich nie.
Bei seiner Premiere in Paris 2002 war der V12 des Enzos der größte je in einem Ferrari verbaute Motor. 651 PS beschleunigen den Sportwagen in 3,9 Sekunden auf Tempo 100. Zu dieser Zeit ein echter Fabelwert. Das Exemplar, das in London zwischen 1,5 und 1,8 Millionen Pfund (1,7 bis 2,02 Millionen Euro) angeboten wird, umweht allerdings ein gewisses Mysterium. Sein erster Besitzer war der italienische Unternehmer Giuseppe Bizzarro, der zwischen seiner Heimat und Brasilien pendelte. Ob er den Ferrari mitnahm oder in Italien ließ, ist unklar. Bis 2008 gibt es keine Service-Einträge oder Export-Papiere. Es ist nicht einmal sicher, ob der Ferrari Italien oder Europa jemals verließ. Den zukünftigen Käufer dürfte das nicht stören. Er erhält schließlich die Gelegenheit einen der besten Ferraris aus Maranello zu erstehen.
2014 Mercedes-Benz SLS AMG GT Final Edition
Apropos limitiert: Natürlich gab es auch von diesem speziellen Mercedes-Benz SLS AMG GT nur wenige Exemplare. Mit der “Final Edition” wollte Mercedes 2013 den Erfolg seines ersten echten Supersportlers seit Dekaden feiern. Also gab es für die 350 Coupés und Cabrios ein kosmetisches Upgrade wie unter anderem den Karbonfaser-Flügel aus der SLS AMG Black Series und diverse nur bei dieser Edition erhältliche Extras.
1990 Porsche 962 C
Wem selbst Ferrari Enzo und AMG SLS in ihrer Beschleunigung zu behäbig erscheinen, für den gibt es in London eine Reihe Fahrzeuge, die jede Falte im Gesicht gerade ziehen. Wie zum Beispiel diesen Porsche 962 C, der zwei Mal an den 24 Stunden von Le Mans teilnahm und 1990 als 13. das Rennen beendete. Sein Dreiliter-Sechszylinder leistet 680 PS bei gerade einmal 850 Kilogramm Leergewicht. Die Höchstgeschwindigkeit: circa 400 km/h.
1999 Lamborghini Diablo VT
Oder darf es doch lieber etwas alltagstauglicher sein? Sofern sich das über ein Auto sagen lässt, das aussieht, wie ein knallroter Keil, dem Räder und Spoiler gewachsen sind. Der Lamborghini Diablo VT von 1999 verkörpert all das, was die Marke heute ausmacht: extremes Design und extreme Beschleunigung. Diese Variante des 1993 erschienen Diablo trägt das sogar im Namen: “VT”, für “Vicious Traction”, also “bösartige Bodenhaftung”. Ein Verweis auf den erstmals eingesetzten variablen Vierradantrieb.
1970 Maserati Ghibli 4,7 Spyder by Ghia
Wesentlich klassischer ist dieses Exponat: Ein Traum von einem Maserati Ghibli. Die Kurven entwarf der junge Giorgetto Giugiaro, während er noch für Ghia arbeitete. Die Produktion startete 1967, die Cabrio-Variante folgte zwei Jahre später. 125 wurden davon gefertigt, mit einem 4,7-Liter-V8, der 330 PS leistet.
1992 Mercedes-Benz 300 CE 6.0 AMG
Im Vergleich zu all den edlen im Windkanal geformten Silhouetten der Ferraris, Lamborghinis und Maseratis bei der RM Sotheby's Versteigerung im Oktober in London wirkt dieser Mercedes aus der 300er-Serie natürlich erst einmal ein wenig banal, sprich: viel zu normal. Doch der Eindruck täuscht: Unter seiner Motorhaube befindet sich ein 6.0 Liter Monster-V8, der das Coupé auf Geschwindigkeiten jenseits der 300 km/h beschleunigt, was ihm den Spitznamen “Hammer” einbrachte.
Für viele Anhänger von AMG ist dies eines der begehrenswertesten Modelle des heutigen Werk-Tuners von Mercedes. Zu diesem Zeitpunkt noch ein unabhängiges Unternehmen, konnte jeder seinen W124 dort vorbeibringen und den Motor gegen ein 5.0, 5.6 oder 6.0 Liter starkes Aggregat auszutauschen. Die von RM Sotheby’s angebotene Wide-Body-Variante des “Hammers” ist besonders selten, es gibt nur zwölf Exemplare, was den angepeilten Preis zwischen 180.000 und 220.000 Pfund (202.000 bis 247.000 Euro) erklärt. Der Wert dürfte in den nächsten Jahren noch steigen.
1990 Lamborghini LM002
Kaum zu glauben, aber als Lamborghini 1986 den LM002 auf den Markt brachte, interessierte sich noch niemand für Luxus-SUVs. Ursprünglich 1977 für eine Ausschreibung des US-Militärs entwickelt, bekam indes ein anderes Unternehmen den Zuschlag: AM General, dessen “Humvee” später als Hummer auch im zivilen Markt erfolgreich wurden. Lamborghini hingegen beerdigte zunächst sein Projekt. 1980 versuchte der neue Chef Patrick Mimram einen weiteren Anlauf, er erhoffte sich gute Absatzzahlen in Saudi-Arabien.
1943 White M16 MGMC Half-Track
Was kaufen, wenn sich in der eigenen Garage Supersportwagen an Oldtimer reiht, auf dem Dach der Heli parkt und in der Bucht die Yacht darauf wartet in See zu stechen? Genau, einen Panzer. Oder zumindest etwas in dieser Art. In London ist ein echter Kriegsveteran zwischen die PS-Boliden gerutscht. Dieses Kettenfahrzeug mit Maschinengewehrturm der White Motor Company war an mehreren Fronten des Zweiten Weltkriegs im Einsatz. Es trägt sogar die Insignien des 467th Anti-Aircraft Automatic Weapons Battalion, das am D-Day in Omaha Beach landete.
Nach Kriegsende blieben viele der Fahrzeuge zurück, dieses wurde 1958 aufgegeben. Der aktuelle Besitzer scheute aber keine Kosten und Mühen, um den M16 in einen funktionierenden Zustand zu versetzen. Es besitzt sogar eine Straßenzulassung in Großbritannien und darf als historisches Fahrzeug bewegt werden. Erwarteter Verkaufspreis: 80.000 bis 120.000 Pfund (89.900 bis 135.000 Euro).
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Christian Finke |
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