Porträt Herwig Roitmayer in seiner Werkstatt Foto: Driven Luxury Cars
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Die Porsche-Päpste

911er-Papst Roitmayer: Die Porsche-Werkstatt in München

Für Porsche-Reparatur und -Restauration im Raum München gibt es zwei Top-Experten: Herwig und Stefan Roitmayer

Wer in der Region München einen klassischen Porsche 911 hat und damit in die Werkstatt muss, der wendet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit an Herwig und Stefan Roitmayer. Der Senior- und der Juniorchef der gleichnamigen Werkstatt atmen und leben den Porsche 911 und dessen Mythos. Vor allem die luftgekühlten Modelle stehen bei den beiden hoch im Kurs. Herwig Roitmayer hat mit ihnen bei Porsche in Stuttgart seine Mechanikerkarriere begonnen. Heute kennt er jede Schraube des Elfers und stellt die Vergaser "mit verbundenen Augen" ein - eine Fähigkeit, über die heutzutage nur noch wenige verfügen.

Im Interview mit Driven Luxury Cars erzählen Vater und Sohn die Geschichte ihres Familienbetriebs und wie sie sich ihren guten Ruf als Top-Experten für die Kult-Sprtwagen seit 1980 erarbeitet haben. Von unglaublichen Rennsporterfolgen und dem täglichen Schrauben an den alten Maschinen, das für sie Lebensglück bedeutet, über die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft des "Porsche-Papsts" in München.

Und als kleinen Service-Tipp: Es empfiehlt sich, mit aufwändigen Motorarbeiten im Herbst und Winter einen Termin zu vereinbaren, damit genügend Zeit ist, um bis zur Saison im Frühling und Sommer wieder ein fahrbereites Auto zur Verfügung zu haben. Doch das sind natürlich nicht alle Serviceleistungen, die Fans der klassischen Stuttgarter Sportwagenmarke in Oberhaching bekommen können.

Herwig Roitmayer vor seinem roten Porsche 911 Carrera RSR in seiner Werkstatt
Senior-Chef Herwig Roitmayer vor seinem Rennauto, einem 911 Carrera RSR. Foto: Driven Luxury Cars

Schwerpunkt luftgekühlte Porsche 911

Driven Luxury Cars: Wie waren denn die Anfänge Ihrer Firma?

Stefan Roitmayer: Mein Vater hat 1980 eine Firma in Perlach gegründet und seit 1997 sind wir jetzt hier in Oberhaching. Unser Schwerpunkt war immer der luftgekühlte Porsche 911. Aus der Betreuung von Rennsportkunden ist dann die Werkstatt entstanden. In den letzten 16 Jahren hat es sich dann hin zu historischen Autos, historischem Motorsport und auch Restaurationen weiterentwickelt.

Wir haben vor Kurzem einen Generationswechsel eingeleitet. Das neue Team ist hochmotiviert.

Driven Luxury Cars: Und dann?

Stefan Roitmayer: Vor etwa zwei Jahren haben wir angefangen, einen Generationswechsel einzuleiten. Mein Vater will jetzt, mit 75 Jahren, etwas kürzer treten und nicht mehr jeden Tag im Geschäft sein. Wir haben teilweise auch eine neue Mannschaft, die sehr neugierig und motiviert ist und mit der wir uns neu etablieren wollen.

Driven Luxury Cars: Haben Sie Ihrem Sohn da etwas Bestimmtes mit auf den Weg gegeben für seine berufliche Zukunft?

Blick durchs offene Fenster in den Innenraum eines klassischen Porsche 911
Foto: Driven Luxury Cars

Herwig Roitmayer: Man müsste eigentlich alles weitergeben. Man hat natürlich das Problem, dass von der Zeit her was weitergehen muss, sodass man dann auch nicht alles so genau erklären kann, wie man es eigentlich müsste. Ich müsste wohl noch öfter jemanden hinzuziehen, wenn ich etwas am Motor oder dem Getriebe mache, um das Wissen und die Fähigkeiten weiterzugeben.

Stefan Roitmayer: Also man muss schon sagen, dass er mir viel beigebracht hat. Bis auf die Vergaser vielleicht, aber dafür hatte ich mich in der Ausbildung auch nicht so stark interessiert, weil es damals eine ältere Technik war. Das müsste ich jetzt langsam dann doch nochmal nachholen. Es hilft ja nichts.

Heckansicht Porsche 911, Rot, offene Motorhaube
Foto: Driven Luxury Cars

Kompletter Porsche-Service: Inspektion, Fahrwerk, Bremsen, Motoreinstellung, ...

Driven Luxury Cars: Mit welchen Themen kann man denn zu Ihnen kommen?

Stefan Roitmayer: Mit allen Themen, die klassische Porsches betreffen. Egal, ob Ihr Auto ein kleines Wehwehchen hat, ob die Bremsen und das Fahrwerk oder eine Inspektion gemacht werden müssen oder der Motor eingestellt werden muss. Wir restaurieren auch alte Fahrzeuge und bieten eine Betreuung an der Rennstrecke an, auch für etwas jüngere Autos, wie etwa den 996 RSR.

Wir machen alle Arbeiten an älteren Porsches, von der Inspektion, über Restauration und Motoreinstellungen bis zur Rennsportbetreuung.

Von Kunden geschätzt: Die Erfahrung von Roitmayer

Driven Luxury Cars: Und Sie haben das ja auch von der Pike auf gelernt und darauf gründet Ihre Erfahrung?

Stefan Roitmayer: Ja von Kindesbeinen an, denn der elterliche Betrieb war ja direkt neben dem Wohnhaus. Da bekommt man natürlich immer viel mit. Dann habe ich nach dem Abitur einige Semester Fahrzeugtechnik studiert, bevor ich die Lehre als Mechatroniker gemacht habe. Im Laufe der Zeit habe ich mich dann hauptsächlich auf Restaurierungen spezialisiert und insgesamt jetzt schon einiges an Erfahrung gesammelt.

Sogar größere Firmen lassen bei uns die Motoren machen, weil sie das selbst gar nicht können.

Driven Luxury Cars: Und Sie, Herr Roitmayer senior?

Herwig Roitmayer: Ich war am Anfang bei Porsche in Stuttgart im Werk in der Versuchsabteilung, da hat es noch gar keinen 911 gegeben. Dort habe ich eigentlich immer direkt an den Motoren und den Rennmotoren gearbeitet, auch am Prüfstand. Wir waren auch immer in Schulungen, wenn etwas Neues am Motor herauskam. Von Porsche bin ich dann nach ein paar Jahren nach München zur MAHAG gegangen, weil die jemanden gesucht hatten, der sich gut mit Motoren auskennt. Und aus der Rennbetreuung, die ich nebenbei gemacht hatte, ist dann der eigene Betrieb entstanden.

Stefan Roitmayer: Heutzutage ist es ja enorm schwierig, noch solche Menschen zu finden, die das wirklich von der Pike auf gelernt haben. Mein Vater hatte tagtäglich mit den Vergasern und deren Einstellung zu tun. Der macht das auch heute noch mit verbundenen Augen. Das hat sich natürlich herumgesprochen. Man weiß, wo man im Raum München mit diesem Thema hingehen kann. Nicht ohne Stolz kann ich auch sagen, dass sogar manche größere Firmen die Autos, die sie betreuen, zu uns bringen, um den Motor einstellen zu lassen, weil sie das selber gar nicht so gut können.

Driven Luxury Cars: Kennen Sie dann heute jede Schraube des 911ers persönlich?

Herwig Roitmayer: Bei Motor und Getriebe wahrscheinlich schon.

Der Chef Herwig Roitmayer bei der Arbeit.

Fotos und GIF: Driven Luxury Cars

Wir sind auch selbst immer Rennen gefahren. Diese Erfahrung kommt unseren Kunden zugute.

Porsche-Werkstatt in München: Roitmayer im Rennsport

Driven Luxury Cars: Sie haben ja den Rennsport schon angesprochen. Sind Sie auch selbst Rennen gefahren?

Herwig Roitmayer: Ich habe immer noch meine Lizenz, ja: International, Gruppe C. Ich fahre ja schon ewig lange, gerade auch im Clubsport, da habe ich meinen roten Elfer. Und bis letztes Jahr bin ich mit einem Freund auch immer wieder Rennen in Italien gefahren, da brauchst du natürlich auch eine Lizenz. Der hatte einen Alfa und so lange ich die Autos noch kriege, nehme ich es gerne mit.

Stefan Roitmayer: Bei mir fing es eigentlich mit der Slalommeisterschaft an. Da bin ich schon Porsche gefahren. Man hat da für wenig Geld schon einen Satz Reifen bekommen. Dann ging es auf die Rundstrecke, zunächst bei Gleichmäßigkeitsprüfungen. Irgendwann habe ich mir selber ein kleines Auto gekauft und bin im Ford Fiesta Cup mitgefahren, was dann schon etwas professioneller war. Später kam ich über eine Kundenbetreuung dazu, selbst Porsche zu fahren. Daraus hat sich dann ein Sponsoring ergeben, sodass ich drei Jahre lang im Carrera Cup mitfahren konnte.

Unser größter Erfolg war der Gesamtsieg beim 24-Stundenrennen auf der Nürburgring Nordschleife 1988.

Driven Luxury Cars: Was waren denn dabei Ihre größten Erfolge?

Herwig Roitmayer: Das war wohl der Gesamtsieg beim 24-Stundenrennen auf der Nürburgring Nordschleife 1988. Damit hatten wir ja auch überhaupt nicht gerechnet, als wir zum Betreuen hingefahren sind. Aber wir hatten eine super Truppe und unsere Fahrer und Autos sind einfach gefahren und gefahren und gefahren.

Stefan Roitmayer: Wir konnten uns gegen das BMW- und Ford-Werksteam durchsetzen, obwohl man dort technisch viel besser gerüstet war als wir. Die hatten ja sogar schon Telemetriedaten in ihren Autos. Wir hatten nicht mal Funk. Trotzdem ist das von Porsche nicht so positiv aufgenommen worden.

Die Werksteams hatten schon Telemetriedaten in ihren Autos. Wir hatten nicht mal Funk.

Driven Luxury Cars: Warum nicht?

Herwig Roitmayer: Das Auto war ja ursprünglich ein 72er Modell und das war Porsche vielleicht etwas unwillkommen. Der Wagen war im Laufe der Zeit auf einen 74er RSR umgebaut worden. Und in der Box mussten wir eigentlich nur Öl und Luft überprüfen. Aber das Auto war eben schon älter und Porsche selbst auch der Gruppe C unterwegs.

Stefan Roitmayer: Allerdings gab es 1988 ja auch noch nicht den 964er, insofern war das ja das immer noch aktuelle G-Modell. Von Porsche wurde unser Sieg indes fast totgeschwiegen. Ein Poster gab es, aber sonst war es schon erstaunlich ruhig. Das hätte man vielleicht anders lösen können. Es war ja nicht irgendein Rennen.

Driven Luxury Cars: War Ihr Triumph trotzdem eine gute Werbung?

Stefan Roitmayer: Ich würde generell sagen, dass die Teilnahmen an den verschiedenen Rennsportveranstaltungen immer auch eine gute Werbung waren. Wir haben ja auch bei Bergrennen in der Region München teilgenommen. Danach kamen die Leute aus ganz Deutschland und Österreich auf uns zu und sagten: „Ihr Auto geht aber gut. Was haben Sie denn da gemacht?“ Und viele dieser Leute sind dann später auch unsere Kunden geworden.

Herwig Roitmayer: Die Betreuung bei Rennen haben wir ja hauptsächlich aus Spaß und Begeisterung gemacht. Denn recht viel mehr als ein Butterbrot kann man damit nicht verdienen. Freilich hat man auch extrem viel Erfahrung gesammelt – und die kommt unseren Kunden auch heute noch zugute.

Eine gute Internetseite kann nicht gute Arbeitsqualität ersetzen.

Roitmayers exzellenter Ruf in München und Umgebung

Driven Luxury Cars: Sie haben ja einen exzellenten Ruf. Im Zuge unserer Interview-Vorbereitungen sind wir auf den Begriff „Porsche Papst“ gestoßen. Wie haben Sie sich denn diese Reputation erarbeitet? Wie machen Sie denn sonst noch Werbung?

Herwig Roitmayer: Weil wir nie jemanden übers Ohr gehauen haben, um es mal ganz plakativ zu sagen. Wir machen keine Arbeiten, die nicht nötig sind und wir langen auch nicht besonders kräftig hin. Dazu bin ich wohl zu wenig Kaufmann, obwohl diese Kombination vielleicht besser wäre. Bei der Mahag habe ich außerdem gelernt, innerhalb von Vorgabezeiten zu arbeiten. Wir haben deshalb nie Phantasiezeiten aufgeschrieben, sondern haben uns eher unter Druck gesetzt, fertig zu werden. Das können wir dann im Preis auch weitergeben. Ich denke, es gab wenige Seriöse in unserem Bereich. Wenn man gut arbeitet, spricht sich das herum.

Stefan Roitmayer: Genau, eigentlich immer über Mundpropaganda. Im digitalen Bereich könnten wir natürlich noch mehr machen. Aber eine gefällige Internetseite kann gute Arbeitsqualität nicht ersetzen. Oft stößt man auf Profi-Internetseiten, auf denen viel heiße Luft erzeugt wird und wenn man dann sieht, was da teilweise zusammengeschraubt wird, dann entspricht das nicht dem Eindruck des Internetauftritts. Unser Fokus liegt deshalb ganz klar mehr auf dem Schrauben als auf dem Repräsentieren. Die dabei entstehende Qualität hat sich immer herumgesprochen.

Elfenbeinweißer Porsche 911 G-Modell in Werkstattgarage
Foto: Driven Luxury Cars

Ich hätte keine Ambition, anstatt Porsches irgendein normales Auto zu zerlegen und wieder zusammenzubauen.

Driven Luxury Cars: Ist der Beruf für Sie beide auch irgendwie Berufung?

Herwig Roitmayer: Ja, so könnte man es umschreiben. Das musste schon was Technisches sein. Allerdings ist es sicher etwas anderes, ob man mit Sportwagen oder eben direkt bei Porsche arbeitet oder beispielsweise bei VW. Ich hätte keine Ambition, irgendein normales Auto zu zerlegen und wieder zusammenzubauen.

Stefan Roitmayer: Das kann ich so unterschreiben. Es muss aber auch in einem gesunden Verhältnis stehen, denn wenn man den Beruf als Berufung sieht, hat man ihn ja nicht von acht bis fünf, sondern 24 Stunden am Tag im Kopf.

Die ersten luftgekühlten 911er waren technisch nicht ausgereift. Sie gehen heute noch oft kaputt.

Driven Luxury Cars: Sie sind ja Experten für luftgekühlte Porsche 911er. Was haben die, was die späteren wassergekühlten nicht haben?

Herwig Roitmayer: Es ist halt eine andere Generation. Es wäre schön, wenn sich jemand anderes mit Leidenschaft darauf spezialisiert, aber für mich persönlich sind die wassergekühlten Motoren ein rotes Tuch, ich mag sie auch einfach nicht. Wir haben durch unsere Kunden ja auch die Anfänge miterlebt. Die Basis war einfach eine Katastrophe. Man sollte auch nicht zu viel schimpfen, aber damals war die Technik einfach nicht ausgereift.

Stefan Roitmayer: Gerade bei den Rennautos ist schnell etwas daraus geworden. Hut ab. Aber der normale Motor vom 996, dem ersten wassergekühlten 911, ist halt ein Billigteil, ja, fast Schrott. Das ist kein Wunder: Bei dem zusammengeschachtelten Kurbelgehäuse gibt es nach wie vor viele Probleme mit Undichtigkeit, mit Zwischenwellen, mit brechenden Lagern, usw.. Da ist es natürlich auch verständlich, dass mein Vater davon Abstand genommen hat.

Driven Luxury Cars: Und was sind die Vorteile?

Stefan Roitmayer: Natürlich lässt sich aus den wassergekühlten Motoren deutlich mehr Literleistung rausholen als aus den luftgekühlten. Technisch und insgesamt wurde das Auto enorm weiterentwickelt. Auch fahrdynamisch. Aber am Anfang gab es eben noch keinen GT3 oder Turbo. Deren Motoren werden ja als „Metzgermotoren“ geschmäht. Aber die sind halt einfach stabiler und verstärkt, die halten was aus. Die Rennautos sowieso, denn die müssen sich auf der Rennstrecke beweisen – und das haben sie auch.

Herwig Roitmayer: Es ist alles besser geworden und das zählt natürlich auf der Rennstrecke. Aus einem wassergekühlten 3,8-Litermotor holt man gut 530 PS raus, während der gleich große luftgekühlte Sauger nur 385, 390 PS liefert. Das ist natürlich ein Unterschied. Aber die Neuen haben nicht mehr dieses besondere Flair, das uns so gut gefällt.

Stefan Roitmayer: Ja, wenn du heute ein Problem hast, läuft es ja so: Stecker rein, Diagnosegerät angeschlossen und ausgelesen. Und wenn er früher nicht richtig gelaufen ist, hast du die Motorhaube aufgemacht, hast nachgeschaut und ein Schräubchen gedreht – dann lief er wieder. Das ist der Unterschied, die Faszination, die ja die meisten Porsche-Fans begeistert.

Roitmayer-Porsche-Werkstatt in München: Restaurierung gemäß aktuellem Oldtimermarkt

Es gibt Moden im Oldtimermarkt, die sich auch ganz entscheidend auf den Wert eines Autos auswirken.

Driven Luxury Cars: Worauf muss man bei der Restaurierung alter Autos achten?

Stefan Roitmayer: Man muss wissen, was gerade in Mode ist, um werterhaltend restaurieren zu können.

Driven Luxury Cars: Es gibt da Moden?

Stefan Roitmayer: Ja. Vor 30 Jahren haben die Amerikaner mit sogenannten „Hyperrestaurationen“ angefangen. Alles verchromt und geflammt – und alles hat geblitzt. Das sah toll aus, erhielt aber nicht die Basis. Vor etwa 18 bis 20 Jahren hat man den Schwerpunkt darauf verlegt, die Restauration möglichst am Auslieferungszustand zu orientieren.

Frontalaufnahme Porsche 996 GT3 RSR mit Maledivensponsoring
Dieser Porsche 996 GT3 RSR ist von Roitmayer schon fertig überholt worden. Foto: Driven Luxury Cars

Driven Luxury Cars: Was ist heute wichtig?

Stefan Roitmayer: Man ist heute eher der Ansicht, dass alle Teile des Autos erhalten und geschützt werden müssen. Also nicht neu lackieren, sondern nur polieren. Und wenn man es doch lackieren muss, dann in der originalen Orangenhautoptik, die damals das Werk so geliefert hat und nicht perfekt spiegelglatt, wie das noch kurz davor en vogue war. Das müssen wir immer im Hinterkopf haben, denn es geht ja um große Werte, wenn wir zum Beispiel einen 911 Carrera 2.7 RS restaurieren.

Die Hysterie auf dem Markt für klassische Automobile ebbt langsam wieder ab. Der große Hype ist vorbei.

Driven Luxury Cars: Was wirkt sich noch auf den Marktwert eines Autos aus?

Stefan Roitmayer: In den letzten Jahren gab es ja eine gewisse Hysterie auf dem Oldtimermarkt. Da haben plötzlich Player mitgespielt, die überhaupt nicht aufs Geld schauen mussten. Der 2.7er RS hat dann im Schnitt nicht mehr 500.000 € gekostet, oder in besonders gutem Zustand 580.000 €, sondern bis zu eine Million Euro. So sind die Preise hochgeschnellt und haben sich über den ganzen Markt verteilt. So langsam geht das wieder zurück und nähert sich mehr der Realität an. Es war auch klar, dass dieser Hype nicht ewig so weitergehen konnte.

Gelber Porsche 911 auf Hebebühne
Foto: Driven Luxury Cars

Driven Luxury Cars: Woran kann man einen „Hype“ sonst noch erkennen?

Stefan Roitmayer: Bei der Le Mans Classic zum Beispiel sieht man viele vermeintlich historische Fahrzeuge. Die Originale stehen daheim in einer klimatisierten Garage oder im eigenen Museum, weil sie zu selten und zu wertvoll sind, um mit ihnen zu fahren. Dafür wird mit 1:1-Replikas gefahren. So sieht man die Autos wenigstens so, denn die Nachbauten sind wirklich gut gemacht.

Als Kind musste ich immer den Schnaps auf der Rennstrecke kaufen.

Driven Luxury Cars: Was haben Sie erlebt, worüber Sie immer noch schmunzeln?

Stefan Roitmayer: Ich war ja als Kind schon immer bei den Rennveranstaltungen dabei. Da durfte ich immer den Schnaps kaufen. (lacht)

Herwig Roitmayer: Für einen Rennfahrer. Er fuhr einen Porsche 935. Der hat zum Entspannen und um locker zu werden immer Jägermeister getrunken. Wahrscheinlich wollte er nicht selbst zum Stand gehen und ihn kaufen.

Stefan Roitmayer: Und dann schickte er die Kinder vor. Das ist heute schwieriger.

Herwig Roitmayer: Der hat sich den reingezogen und war dann aber auch unglaublich schnell, auch auf verschiedenen Rennstrecken.

Zwei Porsche 356 übereinander. Der obere auf einer Hebebühne.
Auch um die ganz klassischen Porsche 356 wird sich bei Roitmayer fachmännisch gekümmert. Foto: Driven Luxury Cars

Driven Luxury Cars: An welchen Projekten arbeiten Sie im Moment?

Stefan Roitmayer: Wir machen gerade eine Motorüberholung eines Porsche 993 GT2 und holen nochmal etwas mehr Leistung heraus. Außerdem arbeiten wir an zwei 996 GT3 RSR, also doch wassergekühlt, aber eben Rennautos. Es gibt eben mehr Zulauf jüngerer Autos, die Entwicklung geht eben immer weiter. Es stehen aber auch noch zwei Porsche 356 bei uns – und mehrere klassische Elfer. Es gibt immer was zu tun.

Driven Luxury Cars: Also sind Sie auch für die Zukunft gut gerüstet?

Herwig Roitmayer: Dafür arbeiten wir jeden Tag.

Driven Luxury Cars: Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Zeit und das ausführliche Gespräch!


Fotos: Stephan Brandl / Driven Luxury Cars

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Foto Rüdiger Leyens

Rüdiger Leyens
Geschäftsführer AIL Classic Leasing

„Wir sind Ihr kompetenter Ansprechpartner zum Thema »Oldimer-Leasing«. Gerne unterbreiten wir Ihnen ein individuelles Angebot.“