Weißer Porsche 911 Carrera RS 2.7 mit blauer Kontrastfarbe von oben, auf Landstraße fahrend Foto: Porsche
Artikel Erstellt Aktualisiert

Sieht er nur so aus oder ist er wirklich noch sportlich?

Klassiker im Praxistest: Wie fahren sich die alten Porsche 911?

Der Porsche 911 gilt seit Jahrzehnten als Inbegriff des Sportwagens. Werden alte Elfer diesem Ruf heute noch gerecht?

Ewig jung bleiben, selbst im hohen Alter. Diesen Wunsch erfüllt sich der Sportwagenbauer Porsche seit nunmehr sieben Jahrzehnten mit Autos, die auch heute noch unvermindert begeistern. Das begehrteste Modell der Zuffenhausener ist dabei natürlich der Porsche 911. Den gibt es seit 1963 und damit bereits seit 55 Jahren. Nicht nur für ein Auto ist das eine lange Zeit. Doch besonders für ältere Autos stellt sich natürlich doch auch die Frage, wie sich ihre alte Technik heute bei einer Ausfahrt noch anfühlt. Kurz: Ob bei einem alten Sportwagen noch Sportlichkeit aufkommt? Diese Frage wollen wir für den alten Porsche 911 versuchen zu beantworten.

Alter Porsche 911, Blau, schräg links hinten
Foto: Porsche

Reine Äußerlichkeiten beim Urelfer

Zunächst fällt auf, dass die immer wiedererkennbare Form schon beim Urelfer auch von außen nach wie vor absolut klassisch ist. Ein Elfer war schon immer ein Elfer und strahlt in einer in der Automobilwelt einzigartigen Weise immer zugleich Sportlichkeit und Eleganz aus. Jedoch wollen wir uns nicht nur von Äußerlichkeiten leiten lassen, sondern gerade die inneren Werte genauer überprüfen.

Die inneren Werte des Porsche-Ur-911

Da wären zunächst die Leistungsdaten. Schon beim Porsche-Ur-911 standen 130 PS bzw. beim 911 S 160 PS im Datenblatt. Damit kann man sich fraglos auch heute noch sehen lassen, vor allem, weil diese Leistung auf ein niedriges Gewicht von 1020 kg beim 911 S und 1080 kg beim Basismodell traf – und im Oldtimer ja immer noch trifft. Das fühlt sich definitiv so sportlich an, wie es sich anhört. Natürlich ist man heute ganz andere Beschleunigungswerte gewohnt und man wird auch nicht mit brachialer Vehemenz in den Sitz gepresst, wenn man das Gaspedal durchdrückt. Aber das ungefilterte Fahrerlebnis, das einen am Steuer eines alten Elfers eine tiefe Verbindung sowohl mit dem Fahrzeug selbst als auch mit der Umwelt in Form der Straße und der in den Seitenscheiben vorbeiziehenden Landschaft eingehen lässt, vermittelt ein ziemlich eindeutiges Gefühl: Ich fahre in einem Sportwagen.

Alter weißer Porsche 911 schräg links vorne
Foto: Porsche

Das rasselnde, sonore Sägen des Boxers, der sich willig in höhere Drehzahlregionen hochschraubt, lässt eben einfach nur diesen Schluss zu. Er bittet obenrum nicht um Zurückhaltung, sondern bettelt eher darum, zeigen zu dürfen, was er wirklich draufhat.

Porsche 911 Motoren haben eine lange Lebensdauer

Dazu kommt: Auch heute noch sind die Motoren für ihre Zuverlässigkeit bekannt. Das gilt auch dann, wenn man den Elfer eben so fährt, wie er gedacht ist: sportlich und schnell. Dabei wird der Motor natürlich auch ordentlich gefordert. Aber warum sollte man sich auch einen Porsche kaufen, wenn man gemütlich dahintuckern will? Dafür bieten sich andere alte Autos doch deutlich mehr an. Der Sound des hochdrehenden 911-Motors gibt eindeutig zu verstehen, dass er sich in den oberen Drehzahlregionen sehr wohl fühlt.

Porsche 911 Motor
2,0 Liter Boxermotor aus dem 911 von 1963. Foto: Porsche

Das Heck lenkt bei alten Porsche 911 mit

Sehr sportwagentypisch ist die Neigung zum Übersteuern insbesondere bei den frühen Modellen sehr ausgeprägt. Das liegt vor allem am relativ kurzen Radstand. Dadurch wird das Heck trotz des darin sitzenden Motors mitunter ziemlich leicht. Hier muss man aufpassen, dass man sich davon nicht überraschen lässt. Die relativ schmalen Reifen sind vergleichsweise ein Manko, das aktuellere Sportwagen lange hinter sich gelassen haben und dadurch auch die Leistung besser und sicherer auf die Straße bringen können.

Grüner, alter Porsche 911 vor Weinberg stehend
Foto: Porsche

Porsche 911 G-Modell: Klimaanlage leistungsschwach

Ein weitere, nicht ganz unerhebliche Unzulänglichkeit: Viele alte Porsche 911 (zum Beispiel das G-Modell) haben keine Klimaanlage und die, die eine haben, haben eine mit – nun – „eingeschränkter Leistungsfähigkeit“. Das führt freilich zu einem kaum aufzulösenden Dilemma, denn man will ja seinen teuren Sportwagen am liebsten bei schönem Wetter fahren, also im Sommer – und gerade da wird die fehlende Klimatisierung schon beim Einsteigen in die aufgeheizte Fahrerkabine nur allzu merklich. Wenn man in der Sonne geparkt hat, sollte man über Innenraumtemperaturen von bis zu 70 Grad nicht allzu erstaunt sein – Sauna im Sommer, das ist sicherlich nach dem Geschmack der wenigsten.

Soll man (sich) einen alten 911 kaufen?

Auf einer Porsche-911-Fanseite wurden von Kennern des Modells übrigens noch mehr Nachteile in einer aufschlussreichen Liste gesammelt, die davon abrät, sich so einen alten 911 zu kaufen. So ist nicht nur die Klimaanlage zu bemängeln, sondern auch die Heizung – die abhängig von der richtigen Motordrehzahl immerhin so stark sein kann, dass das wenig hochwertige Plastik der Luftausströmungsdüsen schmilzt. Qualität geht wohl anders. Auch der Rost ist oft ein (zu) enger Freund alter Porsche 911. Auf diese Dinge muss man also einen sehr genauen Blick werfen, bevor man sich einen alten 911 kauft. Unsterblich sollte man sich gemäß der Liste auch angesichts der mangelhaften Sicherheitsausstattung, die sich im Grunde auf Gurte beschränkt, auf keinen Fall fühlen. Die Fahrgastzelle als stabil zu bezeichnen, dürfte wohl eher Wunschdenken in zu schnell gefahrenen Kurven sein.

Alter, silberner 911, schräg links vorne
Foto: Porsche
Trotz allem findet man wohl kaum eine Stimme, die sich wirklich nachhaltig kritisch auch über alte Porsche 911 äußern wird. Der Mythos, das Erbe und aber in erster Linie auch das nach wie vor Sportwagentypische Fahrgefühl sind weiterhin bestechende Argumente für den Zuffenhausener Klassiker.

Porsche 911 F-Modell: Ewig jung?

Ewig jung bleiben kann man selbst im hohen Alter vielleicht auch so: Indem man sich einen alten Elfer wie das Porsche 911 F-Modell kauft und das sportliche Fahrvergnügen genießt, das sich beim emotionalen Klang des so verführerisch röchelnden Boxermotors und dank des guten Kraft-Gewicht-Verhältnisses ganz von selbst in jeder Kurve und jeder Gerade einstellt.

Anzeige

Foto Christian Finke

Christian Finke
CEO AIL Leasing & Finance

„Wir sind Ihr kompetenter Ansprechpartner zum Thema »Porsche-Klassiker«. Gerne unterbreiten wir Ihnen ein individuelles Angebot.“