Porsche 914 und 911 von oben Foto: Porsche
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Es muss nicht immer der Elfer sein

Porsche Modelle abseits vom Klassiker 911

Den Sportwagenklassiker 911 kennt jeder. Doch es gibt noch mehr Porsche. Fünf Modelle, die man nicht vergessen sollte

911. Das ist die Zahl, um die sich für die Anhänger von Porsche alles dreht. Der “Neunelfer” war und ist noch immer der perfekte Sportwagen. Handlich, wendig, schnell, die ultimative Kombination aus Power und Agilität. Klassisch, aber nie prollig. Alle anderen Autos aus Zuffenhausen müssen sich an ihm messen. Das ist diesen wenigstens gut bekommen. Porsche hat neben dem 911 über die Jahrzehnte viele herausragende Autos gebaut, so legendär wie der Sportwagen mit Boxermotor wurde keines. Vollkommen zu Unrecht. Wir erinnern an einige Modelle im übermächtigen Schatten des Sportwagenklassikers - manche sind heute echte Schnäppchen.

Porsche 912

Der erste Makel des Porsche 912: Er trägt die falsche Zahl. Der zweite: Statt sechs Zylindern gibt es nur vier. Doch Mitte der Sechzigerjahre war er dringend nötig. Mit Preisen jenseits von 20.000 Mark kostete der 911 so viel wie nie zuvor, die Absatzzahlen sanken. Also musste ein neues Einsteigsmodell her: der 912, der fünfeinhalbtausend Mark billiger war als sein großer Bruder. Das Konzept ging auf: Während seiner Bauzeit zwischen 1965 und 1969 verkaufte der Sportwagen sich zum Teil sogar besser als der 911. Denn ein schlechtes Auto war der Porsche 912 nicht, das Konzept des abgespeckten 90-PS-Porsches hatte sogar Vorteile: Durch den leichteren Motor fuhr sich der Sportwagen in Kurven viel leichter und hatte nicht die Tendenz zum Übersteuern wie der 911. Und das maximale Drehmoment des Boxermotors lag schon viel früher an, sodass der 912 einen besseren Durchzug hatte als der Sportwagenklassiker 911. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen: Zu Anfang des Jahrzehnts kostete ein 912 in sehr gutem Originalzustand etwa 20.000 € - jetzt ist es mehr als das Doppelte.

Front des Porsche 912
Der Porsche 912 ist optisch kaum von seinem etwas größeren Bruder 911 zu unterscheiden. Foto: Porsche

VW-Porsche 914 / Volksporsche

Einen noch härteren Tiefschlag versetzte der Zuffenhausener Autobauer seinen 911-Anhängern mit dem Porsche 914. Vollkommen anderes Design! Mittelmotor! Nur vier Zylinder! Das Antriebsaggregat von VW! Der 914 ist noch heute der Porsche, der die Sportwagen-Fans spaltet. Zwischen 1969 und 1976 gebaut, sollte er so etwas wie der Porsche für Jedermann sein. VW wiederum suchte nach einem Nachfolger für den Karmann Ghia. Der ursprüngliche Deal war, dass beide Unternehmen ein gemeinsames Modell entwickeln, das als VW oder Porsche vertrieben werden sollte. Nach dem Tod von Volkswagen-Chef Heinrich Nordhoff hielt sich sein Nachfolger Kurt Lotz aber nicht mehr an die Abmachung. Stattdessen wurde als Kompromiss die „VW-Porsche Vertriebs G.m.b.H.“ gegründet - und der 914 kam als “VW-Porsche” auf den Markt. Das sorgte schnell für abfällige Spitznamen wie “Volksporsche” oder “VoPo”.

Seitenansicht des Porsche 914
Der optisch gänzlich neue Wege beschreitende Porsche 914 hat trotz seines Anfangserfolgs seit jeher auch einen schwierigen Stand. Foto: Porsche

Ein Erfolg wurde der Sportwagen mit gerade einmal 80 PS trotzdem - 120.000 Autos verkauften VW und Porsche. Für seinen schlechten Ruf sorgten eher seine späteren Besitzer. Der 914 wurde zum beliebten Opfer der Tuning-Szene. Das und sein nicht existenter Rostschutz sorgen dafür, dass es kaum brauchbare Exemplare auf dem Gebrauchtwagenmarkt gibt. Ein echter Tipp ist allerdings der von Porsche gebaute 914/6 - in ihm steckt der 110 PS starke Sechszylinder des 911 T. Günstig ist der aber schon lange nicht mehr. Ein gut erhaltenes Exemplar der 3.353 hergestellten 914/6 kostet mehr als 100.000 €.

Porsche 924

Auch dem Porsche 924 haftet bis heute das Image an, kein echter Porsche zu sein. Dazu noch sein Spitzname: “Hausfrauen-Porsche”. Als Nachfolger des 914 setzten die Zuffenhausener hier zum ersten Mal auf einen wassergekühlten Frontmotor. Für die 911-Schöngeister ein Affront. Zudem wurde der 124 PS starke Vierzylinder wieder zusammen mit VW entwickelt. Das sorgte über Jahrzehnte hinweg für extrem günstige Gebrauchtwagenpreise. Seit einigen Jahren ziehen die jedoch an. Zwar wurden zwischen 1976 und 1988 150.000 Exemplare des 924 gebaut, 2016 waren davon aber gerade noch 1.200 zugelassen. Günstiger kommt man heute trotzdem nicht an einen Porsche - auch wenn die Preise anziehen. Die nachfolgenden Generationen sahen den 924 nicht so kritisch. Sie erinnern sich an ihn aus ihren Auto-Quartetten und erkennen ihn als das an, was er wirklich ist: ein ziemlich guter Sportwagen.

Seitenansicht des Porsche 924
Gerade für jüngere Generationen ist der Porsche 924 ganz selbstverständlich ein echter Porsche. Foto: Porsche

Porsche 928

Bereits kurz nach dem 924 präsentierte Porsche 1977 den 928. Der sollte nicht weniger als den 911 ablösen. Von dem unterschied er sich deutlich: eine langgezogene Motorhaube, runde Klappscheinwerfer. Eine vollkommene Neuentwicklung, die auch auf keinen der Rennwagen von Porsche zurückging. Mit V-Achtzylindermotor und 240 PS Einstiegsleistung bot zu dieser Zeit nur der 911 Turbo mehr Leistung in der Modellpalette. Spätere Modelle wie der 928 GTS hatten dann sogar bis zu 350 PS. Auch die Ausstattung war dem 911 überlegen. Er fuhr sich sogar besser und ausgeglichener. Er war in vielen Punkten das bessere, weil modernere Auto.

Seitenansicht des Porsche 928
Der Porsche 928 war eine komplette Neuentwicklung und sollte eigentlich den 911 ablösen. Foto: Porsche

Trotzdem konnte er sich nicht gegen den Sportwagenklassiker durchsetzen. Die Porsche-Kunden empfanden den luxuriösen 928 eher als Gran Turismo. Bis 1995 produzierte der Hersteller das Modell mit stetig stärkeren Motoren und mehr Ausstattung. Ein großer Erfolg wurde er nie. In seinen Hochzeiten verkaufte Porsche 5.000 des Sportwagens pro Jahr, 1995 waren es nur nur noch 403. Erste Exemplare gibt es ab 20.000 €.

Porsche 968

Zu einem noch größeren Flop geriet der Porsche 968. Zwischen 1991 und 1995 wurden gerade einmal etwas mehr als 11.000 dieser Sportwagen verkauft. Dabei ist der Nachfolger des 944 ein echtes Kraftpaket. Die Basisversion besitzt bereits 240 PS, der Turbo S war mit 305 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h der stärkste Vierzylinder seiner Zeit. Und das mit moderatem Verbrauch: 7,2 Liter im Schnitt. Sogar eine der ersten Tiptronic-Automatiken wurde hier verbaut.

Front des Porsche 968
Foto: Porsche

Alternative Porsche Modelle

Doch gerade in den USA drängten die Japaner mit Nissan 300 ZX und Toyota Supra auf den Markt. In Deutschland interessierte sich zwar kaum jemand für diese Fahrzeuge, doch die Amerikaner erinnerten sie an ihre Muscle Cars. Zudem war der 968 viel zu teuer: Die Modelle mit dem größten Motor kosteten schnell über 100.000 Mark. Und das obwohl der Porsche 968 das Einsteigermodell 944 ersetzen sollte. Ein zeitloser Sportwagen ist der 968 trotzdem. Und im Gegensatz zu jedem 911 ein echtes Schnäppchen: In den Gebrauchtwagenbörsen gibt es Angebote bereits ab 20.000 €. Es gibt also einige Porsche Modelle, die abseits vom ewigen Elfer genausoviel auf den Mythos der Marke einzahlen.

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Foto Christian Finke

Christian Finke
CEO AIL Leasing & Finance

„Wir sind Ihr kompetenter Ansprechpartner zum Thema »Porsche-Klassiker«. Gerne unterbreiten wir Ihnen ein individuelles Angebot.“