Monster-Truck oder riesiges Edel-SUV?
Cadillac Escalade im Test
Gegen den Cadillac Escalade wirken Maxi-SUVs wie Kleinwagen. Aber wie gut ist der Luxus-Truck? Wir haben ihn getestet.
Im Cadillac Escalade arbeitet ein gigantischer Sechsliter-V8
Irgendwie ist es nicht für deutsche Straßen gebaut, dieses Maxi-SUV aus den USA. Etwa 5,20 Meter ist der Escalade lang, zwei Meter breit. In der “kleinen” Variante wohlgemerkt. Es gibt den Cadillac Escalade auch noch 50 Zentimeter länger. Zum Vergleich: Die Mindestgröße eines deutschen Stellplatzes beträgt 2,30 mal fünf Meter. Aber erst seit 2015. Parkplätze, die davor angelegt wurden, können noch kleiner sein. Da wird es für das amerikanische SUV eng. Auch mit seinen Leistungsdaten wird er wohl kaum zum Liebling der Lastenrad fahrenden Großstädter werden. Es gibt nur einen Motor: einen gigantischen 6,2 Liter V8, der sich ironischerweise “EcoTec” nennt. Dieses Kürzel dürfte das Einzige sein, was am Cadillac Escalade umweltbewusst ist. 2,7 Tonnen, 426 PS, keine Start/Stopp-Automatik, das sind nicht die besten Voraussetzungen für einen sparsamen Spritverbrauch. 13 Liter sollen es im Schnitt laut Hersteller sein. Unser Test zeigt: Es dürften wohl eher 18 bis 20 Liter Benzin sein.
Ungläubige Blicke für den Escalade
Den Amerikanern wird das egal sein, kostet bei ihnen der Liter Treibstoff doch die Hälfte von dem, was die Deutschen an der Zapfsäule zahlen. Der Cadillac Escalade ist bei ihnen der Inbegriff des Luxus. Das Auto der Wahl für alle, die richtig protzen wollen. Hip Hopper, wenn sie es geschafft haben. Promis auf dem Weg zur nächsten Preisverleihung. Und natürlich der Secret Service, wenn Donald Trump mal wieder auf dem Weg ist, ein Klimaabkommen aufzukündigen. Selbst die angehenden C-Promi-Damen in der aktuellen Staffel des “Bachelors” chauffiert ein Escalade. Auch in Deutschland funktioniert das. Das SUV löst vor allem ungläubige Blicke aus.
Platz wie in kaum einem anderen Auto
Wer einmal dank der ausfahrbaren Trittleiste in das Maxi-SUV eingestiegen ist, weiß warum. Hier ist alles so massiv, wie es von außen aussieht. Leder, Chrom, Klavierlack und vor allem viel Platz. Selbst die zweite Reihe sieht im Vergleich zu vielen anderen Autos aus wie ein herrschaftliches Wohnzimmer. Zwei Einzelsitze thronen hier mit einem Meter Freiraum, dahinter noch eine Sitzbank für drei weitere Plätze. Hinzu kommen drei Displays zur Unterhaltung und eine Ablage in der Mittelkonsole in der Größe einer Kühltruhe. Und genau das ist sie: eine wohl temperierte Getränkebox. Mehr Luxus geht kaum.
Der Cadillac Escalade ist nicht fürs Rasen gebaut
Dieser Eindruck setzt sich nach dem Start des Motors fort. Trotz Sechsliter-Aggregat: zu hören ist kaum etwas. Das liegt an der Geräuschunterdrückung der Soundanlage, die unangenehme Fahrgeräusche minimiert. Dabei klingt kaum etwas so satt wie ein Achtzylinder. Der macht sich aber nur bemerkbar, wenn das Gaspedal brachial durchgetreten wird. Dann brummt der Motor wohlig auf. Der Cadillac ist klar mehr Gleiter als Raser. Die Kraft ist zwar in jedem Moment zu spüren, dient aber eher dem Understatement als dem schnöden Angeben. Die sechsstufige Automatik arbeitet butterweich, die Wechsel der Gänge sind kaum spürbar. Kurvenlage, das Gefühl für die Straße? Vollkommen irrelevant. Davon merkt der Fahrer im Escalade sowieso nichts. Es ist eher, als pralle alles an dem SUV ab. Bodenwellen, Schotter, Wetterkapriolen, andere Verkehrsteilnehmer. Hoch oben thront der Fahrer im Cadillac, weit über allen anderen, fast schon auf Höhe eines Lkws. Entkoppelt von dem Stress, der ihn auf der Straße umgibt. Ein Auto für all die, die sich im Einerlei des SUV-Booms noch erhaben fühlen wollen.
Mit dem Cadillac Escalade braucht man viel Platz zum Fahren - und zum Parken
Aus dieser Perspektive heraus kann man die Amerikaner irgendwie schon verstehen, warum sie den Escalade lieben. Dieses mühelose Fahren, diese unbändige Kraft, dieser Luxus, aber auch die maximale Entschleunigung. Ein Fahrzeug, wie das Land selbst: endlose Weiten, riesige Parkplätze. Das ist aber auch der Grund, warum der Escalade in Deutschland ein Nischenprodukt bleiben wird (gerade einmal 150 verkaufte Cadillac im letzten Jahr): Wer sich das SUV im Überformat leisten will, braucht viel Platz. Zum Fahren - und zum Abstellen. Am besten eine Villa mit Maxi-Garage. Für die entsprechende Kundschaft sollte das aber das geringste Problem darstellen. Denn billig ist der Escalade nicht. Die Preise beginnen bei knapp 100.000 €. Dafür bekommen sie aber ein Auto mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten - das locker mit der Luxus-Konkurrenz aus Deutschland mithalten kann.
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Christian Finke |
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