Der Maranello-Spezialist aus München
"Schaltkulisse"-Chef Kevin Braun: Der Supercar-Insider
Münchens Top-Experte für Oldtimer und seltene Sportwagen Kevin Braun im Driven-Luxury-Cars-Interview
Der Showroom in Taufkirchen bei München gleicht einer reich gefüllten Schatzkammer: Auf überschaubarem Raum sind dort automobile Kostbarkeiten versammelt, die ein Normalsterblicher in solcher Konzentration sonst allenfalls beim Autoquartett zu sehen bekommt. Von Raritäten aus den 1960er Jahren über seltene Sportwagen bis zu topaktuellen Supercars findet sich im Sortiment der "Schaltkulisse" für jeden Auto-Geschmack eine besondere Sehenswürdigkeit.
Der Chef darf diesen erlesenen Anblick an jedem Werktag genießen: Kevin Braun ist der Herr über diese illustre Galerie. Fast alles, was die Herzen von Autofans höherschlagen lässt, belegte bereits einen der begehrten Stellplätze in Brauns Showroom. Dabei liegt Braun neben Zustand und Geschichte insbesondere auch die Emotion am Herzen, die untrennbar mit Ferrari & Co. verbunden ist.
Der Handel mit ebenso erlesenen wie kostspieligen Automobilen ist ein sehr verschwiegenes Geschäft: Ferrari und Co. sehen es nicht gerade gerne, wenn die "auserwählten" Kunden, die tatsächlich eines der besonderen Prachtstücke zum Listenpreis bekommen, diese dann gleich mit sattem Gewinn weiterverkaufen. Daher bewegen sich Händler von Luxus- und High-End-Fahrzeugen meist in einem diskreten Netzwerk von Autosammlern. Wie funktioniert das Geschäft mit den automobilen Raritäten? Die langjährigen Partner Kevin Braun, Chef der "Schaltkulisse", und Christian Finke, CEO der "AIL Leasing München", gewähren Driven Luxury Cars einen exklusiven Einblick.
"Ferrari - fahrtechnisch das Beste, was der Automobilbereich hergibt!"
Driven Luxury Cars: Verkaufen Sie grundsätzlich alles, was sportlich und exklusiv ist? Oder gibt es Einschränkungen?
Braun: „Schaltkulisse – Sportwagen und Oldtimer“ – der Name spricht eigentlich für sich (lacht). Wir verkaufen alles, mit dem wir uns identifizieren können, das heißt: was besonders ist und eine besondere Geschichte hat – und nicht „von der Stange“ ist. Wir sind allerdings sehr Ferrari-lastig. Unsere Faszination und unser Knowhow ist da am stärksten – und natürlich auch unser Netzwerk.
Driven Luxury Cars: Sie sind also ein Stück weit auf Ferrari spezialisiert. Was macht die Sportwagen aus Maranello so faszinierend?
Braun: Die Faszination „Ferrari“ macht für mich aus, dass es Ferrari bis in die heutige Zeit gelingt, komplett individuelle Autos zu bauen. Sie benutzen keine Plattformen, das heißt die Modelle werden nicht im Baukastenprinzip produziert. Jedes Auto für sich stellt ein neues Highlight an Leistung, Design und Aerodynamik dar – und fahrtechnisch das Beste, was der Automobilbereich hergibt!
Finke: Ferrari ist eigentlich der letzte noch verbliebene Hersteller, der sein Angebot nicht verwässert. Bei Ferrari war kurzzeitig auch der Bau eines Geländewagens nach dem Vorbild des Porsche Cayenne im Gespräch. Gott sei Dank wurde daraus nichts!
Das diskrete Netzwerk der Schaltkulisse
Driven Luxury Cars: Der LaFerrari war bereits vor Produktionsbeginn vergriffen. Wie gehen Sie vor, wenn Sie einen beschaffen müssen?
Braun: Wir haben über die Jahre ein Netzwerk etabliert, das auf Nachhaltigkeit beruht. Kunden und Händler vertrauen uns – denn gerade bei Modellen wie dem LaFerrari ist ein vertraulicher Umgang sehr wichtig. Wer auf diesem Markt wild trommelt, der erreicht für seine Kunden eher negative Ergebnisse. Insbesondere Ferrari selbst reagiert sehr sensibel, wenn so ein exklusives Prachtstück weiterverkauft wird. Das kann sich negativ auf den Kauf von weiteren Modellen auswirken.
Driven Luxury Cars: Also muss man sich mit dem begnügen, was der Markt gerade hergibt? Oder könnte ich auch sagen: „ich brauche im nächsten halben Jahr einen LaFerrari“?
Braun: Grundsätzlich kann ich bei solchen Autos dem Kunden keine hundertprozentige Zusage geben. Ich kann aber versprechen, dass wir das bestmögliche versuchen und eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass wir erfolgreich sind. Es ist aber auch nicht unser Anspruch, zu sagen: „wir können alles“ – da sind wir ehrlich genug. Unsere Autos stammen aus privaten Sammlungen, dem genannten Netzwerk - aber auch seltener ganz klassisch aus Auktionen.
Derzeit ist beispielsweise der limitierte F12tdf extrem nachgefragt. Vor drei Monaten erhielten wir von einem Kunden, der vom Werk kein Auto bekommt einen Suchauftrag. Vor drei Wochen konnten wir den Wagen schließlich beschaffen.
Finke: Das ist natürlich auch immer eine Frage des Preises. Der F12tdf kostete zwischenzeitlich 900.000 bis 1,1 Millionen. Der Listenpreis lag bei 400.000€. Wenn Sie das Auto kaufen und bei nächster Gelegenheit gleich weiterverkaufen, haben Sie relativ schnell viel Geld gemacht. Aber dann sind sie bei Ferrari gesperrt und bekommen keine Sondermodelle mehr angeboten.
Driven Luxury Cars: Ferrari würde das herausbekommen?
Finke: Ja. Die Gemeinde ist klein. Die Schaltkulisse funktioniert eigentlich ähnlich, wie eine Internet-Autosuche – nur auf extrem viel höherem Niveau. Einen Überblick über Angebot und Nachfrage haben hier nur sehr wenige Leute – wie etwa der Herr Braun. Er kennt einige Adressen und kennt die Fahrzeuge, die in den Garagen stehen. Bei einer Anfrage kann er sich dann "umhören". Das können nicht viele.
Braun: Ferrari sieht es nicht so gern, wenn jemand seinen LaFerrari weiterverkauft. So etwas machen wir still und leise über unser Netzwerk. Da dringt nichts nach außen. Man muss in jedem Fall sehen, was der beste Weg ist.
Driven Luxury Cars: Die Frage: "Ferrari Enzo oder LaFerrari?" ist unter Autofreunden ja heiß diskutiert. Wie heißt Ihr Favorit?
Finke: Das ist eine Glaubensfrage! Der Enzo steht für absoluten Ferrari-Purismus, während der LaFerrari einen ganz anderen Grad der "Vertechnikung" bietet. Aber der Enzo ist einfach ein kleines bisschen näher am Firmengründer dran. Er reiht sich nahtlos neben dem F40 und dem F50 ein.
"Oldtimer stehen für Leidenschaft."
Driven Luxury Cars: Wie darf man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen? Jetten Sie ständig um die Welt, um an exotischen Plätzen exklusive Autosammlungen zu sichten?
Braun: Ja, ich bin viel unterwegs. Letztes Jahr war ich beispielsweise in Kalifornien und Japan. Es gibt riesige Sammlungen in Amerika, in Japan und – natürlich – im arabischen Raum.
Driven Luxury Cars: Verlässt man sich bei der Beurteilung vor Ort ganz auf seinen Kennerblick? Oder ist auch ein Mechaniker mit dabei?
Braun: Ich sage es mal so: Bei einem Auto im Preisbereich von 800.000 Euro ist es eher peripher, ob ein Benzinschlauch ein wenig undicht ist oder nicht. Man verschafft sich eher einen Gesamteindruck, das heißt: ist der Wagen restauriert? Ist die Basis OK? Passen Motor und Getriebe zueinander? Sollten im Nachhinein noch Reparaturen für 20.000 Euro anfallen, ist das bei einem 800.000-Euro-Auto nicht der entscheidende Faktor. Für die Entscheidung vor Ort zählen letztlich Auge, Erfahrung und Bauchgefühl. Dafür bin ich zuständig.
Driven Luxury Cars: Die Preise für Sondermodelle von Porsche und Ferrari sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Woran liegt das?
Braun: In wirtschaftlich unsicheren Zeiten fügen Autoaffine ihrem Portfolio eben gerne seltene Sportwagen oder Oldtimer hinzu, da diese greifbare Sachwerte darstellen, vergleichbar mit Kunst und Immobilien. Zudem stehen solche Autos einfach für Leidenschaft. In einem Auto, das in 300 bis 400 Schritten gebaut wurde, steckt weitaus mehr Liebe zum Detail als in den heutigen Fahrzeugen.
Sportwagen finanzieren? "Herr Braun findet das Auto – wir liefern dann das Geld dazu."
Driven Luxury Cars: Kommen wir doch mal zum „geschäftlichen” Teil: Muss der Kunde eigentlich den kompletten Kaufpreis sofort bezahlen? Oder gibt es auch andere Möglichkeiten?
Braun: Da gibt es zwei Varianten. Natürlich zahlen manche Kunden einfach mal "cash". Wir sind auch sehr aufgeschlossen, wenn Kunden einen Wagen leasen oder finanzieren möchten. Es ist beispielsweise möglich, eine halbe Million anzuzahlen und eine Million zu finanzieren oder zu leasen. Ein lohnendes Investment, denn in der Regel haben die Renditen in den letzten Jahren den Zinsteil deutlich überstiegen. Gleichzeitig bewahrt man sich Liquidität für andere Projekte. Da kommt dann die AIL, beziehungsweise Herr Finke, ins Spiel.
Finke: Die Verbindung ist für beide Seiten lukrativ: Es ist nämlich viel leichter, eine Immobilie zu finanzieren, als ein Fahrzeug mit vier Rädern. Das machen Banken ungern, weil sie davon oft nichts verstehen. Da kommen wir ins Spiel. Wir können unkompliziert und auf Augenhöhe mit dem Kunden reden. Herr Braun findet das Auto – wir liefern dann das Geld dazu.
Braun: Für uns könnte es keinen besseren Partner geben. Es gibt nicht viele Gesellschaften im Fahrzeugbereich, die sich mit solchen Summen auskennen – und sie auch stemmen können.
Driven Luxury Cars: Was wäre denn momentan das beste Investment?
Braun: Natürlich empfehle ich Kunden, nicht ausschließlich aufs Investment zu schauen – so ein Auto sollte man aus Leidenschaft kaufen. Wenn man auf sein Bauchgefühl vertraut und die Rahmenbedingungen stimmen – das heißt eine geringe Stückzahl und eine gewisse Nachfrage, kann man auf lange Sicht auch mit einer guten Rendite rechnen.
Grundsätzlich sind wir natürlich keine Hellseher. Der Markt hat seine ganz eigenen Gesetze und entwickelt sich immer wieder in ganz verschiedene Richtungen. In den letzten zwei bis drei Jahren standen die 60er Jahre stark im Fokus, egal ob Porsche, Ferrari oder andere Marken. Im Moment rücken aber jüngere, limitierte Fahrzeuge aus den letzten zehn Jahren und bestimmte Youngtimer verstärkt in den Blickpunkt. Ältere Fahrzeuge hingegen stagnieren zuletzt etwas.
Driven Luxury Cars: Wie wichtig ist eine lückenlose Historie für den Wert des Autos?
Braun: Definitiv sehr wichtig! Natürlich ist das eine Frage des Preises: Ein Kunde, der sich hauptsächlich für die Rendite interessiert legt großen Wert darauf, dass möglichst jeder Tag des Fahrzeugs dokumentiert ist.
Es gibt aber auch den Kunden, der einen 60er-Jahre-Ferrari einfach schön findet und das Auto auch fahren will, selbst wenn es mal einen Steinschlag abbekommt. Da dürfen dann auch mal 20 Jahre der Wagen-Historie im Dunkeln liegen. Man kann nicht pauschalisieren. Es gibt Kunden, die nur ein perfekt restauriertes Fahrzeug wollen, während andere auch mit einer Falte im Sitz leben können – es ist schließlich ein altes Auto. Aber klar: die höchsten Preise werden für sehr, sehr gut restaurierte – im besten Fall originale – Autos mit perfekter Historie bezahlt.
Driven Luxury Cars: Die Frage, "Komplettrestaurierung oder Originalzustand?" ist ebenfalls ein Reizthema unter Oldtimerfreunden.
Finke: Da scheiden sich die Geister. Viele Kunden erwarten, dass sie einsteigen, den Schlüssel umdrehen und der Wagen anspringt. Das ist nicht einmal bei einem nagelneuen Ferrari gegeben – wenn der fünf Wochen steht, springt er nicht mehr an. In modernen Autos stecken nämlich deutlich mehr „Stromzieher“: Alarmanlage, GPS, und so weiter. Man sollte an einen Oldtimer keine Anforderungen stellen, die nicht einmal ein „Neuer“ erfüllen kann.
Für mich darf ein Oldtimer ruhig auch „alt“ sein: er darf nach Benzin riechen und darf auch gerne beim Anspringen etwas haken. Aber natürlich sollen mir beim Einsteigen nicht gleich die Motten entgegenkommen (lacht).
"Der Kauf eines Autos für eine oder zwei Millionen Euro lässt sich rein logisch gar nicht begründen."
Driven Luxury Cars: Ein Verkäufer exklusiver Sportwagen muss sicherlich selbst ein leidenschaftlicher Auto-Fan sein. Was ist eigentlich Ihr absolutes Lieblingsauto, Herr Braun?
Braun: Mein Lieblingsauto ist ganz klar der Ferrari 250 GT Berlinetta SWB aus den 60er Jahren! Leider haben wir den noch nicht gehabt. Mittlerweile müsste man für diesen Wagen allerdings auch sieben bis zehn Millionen Euro hinblättern.
Driven Luxury Cars: Wie überzeugt man einen unentschlossenen Kunden, eine Million für ein Auto auszugeben?
Braun: Ich erkläre dem Kunden die Vorteile – entscheidend ist aber letztlich sein Enthusiasmus. Der Kauf eines Autos für eine oder zwei Millionen Euro lässt sich auch rein logisch gar nicht begründen.
Driven Luxury Cars: Herr Braun, Herr Finke, wir danken für das Gespräch!
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Christian Finke |
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