Die Oldtimer-Schau mit Concourse d'Elegance A-Siegel
So waren die Classic Days 2018 auf Schloss Dyck
Am ersten Augustwochenende trafen sich die Freunde historischer Automobilkultur bei einer herausragenden Veranstaltung.
Jüchen. Wer am ersten August-Wochenende an den Niederrhein nach Jüchen bei Mönchengladbach gereist ist, hatte meist nur eines im Sinn: Autos. Nicht wenige Besucher der Classic Days auf Schloss Dyck mussten einige Strapazen auf sich nehmen, um zu der binnen eines Jahrzehnts zu einer Institution gereiften Veranstaltung zu kommen. Denn wer ein echter Oldtimer-Fan ist, fährt im eigenen Liebhaberstück – was in den meisten Fällen eine Fahrt bei mehr als 30 Grad ohne Klimaanlage bedeutete.
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Schon der Weg zum Schloss ist mit Raritäten gesäumt
Der Kondition hunderter Oldtimer-Besitzer ist es zu verdanken, dass auch in diesem Jahr bereits der Fußmarsch zum Ausstellungsgelände am Wasserschloss zur Attraktion wurde: Stimmten doch die anreisenden und geparkten Liebhaberstücke, die der Besucher bereits auf dem Weg zum Schloss Dyck sieht, hört und riecht, angemessen auf die Schau der Pretiosen ein.
Die passende Location
Einen kilometerlangen Fußweg rund um das Wasserschloss zurückzulegen, ist überhaupt kein Problem, dabei durchstreift man die automobilen Schichten wie die Tierwelten in einem zoologischen Garten. Wer aufgrund der Lokalität vermutet, das Event sei abgehoben, wird überrascht sein. Gelangt man aus Richtung Dycker Feld auf die so genannte Apfelwiese, macht man Bekanntschaft mit den ersten bodenständigen Oldies. Da strahlen Mercedes W123 und Citroën 2CV in Urausführung um die Wette und dürften bei manchem den Wunsch nach einem eigenen, Klassiker aufkommen lassen. Seitlich der Zufahrtswege haben sich Besucher niedergelassen, um dort zu picknicken, eine gemütliche und preiswerte Alternative zu den zahlreichen Streetfood-Wagen.
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Vom Bugatti Chiron bis zum schrulligen Briten-Kombi
Wer die Apfelwiese in Richtung Osten verlässt, trifft auf Neuwagen aus dem Volkswagen-Konzern, auch solche mit Seltenheitswert: Einen millionenteuren Bugatti Chiron beispielsweise sieht man nicht alle Tage. Welchen Weg man auch immer einschlägt, Langeweile kommt nicht auf. Der Humber Super Snipe dürfte nur Kennern ins Auge fallen: Ein schrulliger, britischer Kombi der gehobenen Mittelklasse mit Dreiliter-Sechszylinder aus den Entwicklungsabteilungen der Rootes-Gruppe. Heute kann man rare, ehemalige Alltags-Briten am besten im Herkunftsland kaufen, zu bodenständigen, vierstelligen Preisen.
Damals Flop, retrospektiv visionär? Der Lamborghini SUV LM002 aus den 80ern
Eher im mittleren sechsstelligen Bereich liegt das silberne Ungetüm mit dem spacigen Boot im Schlepptau, schlendert man weiter Richtung Schloss. Lamborghini hat schon in den Achtzigern einen Geländewagen auf die Räder gestellt. Mehr als 300 Exemplare sind es nicht geworden, vom LM002 – dafür mit herrlich klingendem, aber auch durstigem 5,2-Liter-V12 mit Sechsfach-Vergaser. Noch seltener ist der ausgestellte Maserati Ghibli Spyder – zu kaufen für knapp unter 400.000 €.
BMW ALPINA B7 Turbo
Auf dem Stand von ALPINA gab es in einer Hommage an die BMW-5er-Reihe Modelle aller Baureihen zu bewundern. In der mittlerweile über 50-jährigen Geschichte der bayerischen Edel-BMW-Schmiede spielte der 5er von Anfang an eine wichtige Rolle. Das erste Modell, das mit dem Signet von ALPINA bestückt wurde, war 1978 das BMW-intern E12 genannte. Auf Basis des BMW 528i kreierte ALPINA einen 300 PS starken Luxus-Sportwagen, der zudem alle Vorteile einer Limousine mit fünf Sitzplätzen in sich vereinte. Er hörte auf den Namen BMW ALPINA B7 Turbo. Von einem M5 konnte da bei BMW selbst noch keine Rede sein, der erste solche Wagen sollte erst 1985 erscheinen. 1979 gab es von BMW den M535i als sportlichste Version der 5er Baureihe. Der hatte aber im Vergleich zum B7 Turbo nur bescheidene 218 PS. Insofern war es ALPINA, die zeigten, was man aus einer Businesslimousine alles an Sportlichkeit herausholen kann.
Von den 70ern bis heute
Der Nachfolger war noch einmal 30 PS stärker und firmierte als B7 S Turbo. Er wurde zwischen 1981 und 1982 gebaut und hatte trotz eines halben Liters mehr Hubraum und der deutlichen Mehrleistung weniger Durst. Bis zum aktuellen Modell der Baureihe G30/31 waren die ALPINA 5er zu bestaunen. Heute schöpft die Speerspitze namens B5 Biturbo wahnwitzige 608 PS aus dem V8-Aggregat und dringt damit in Supersportwagenregionen vor. Gleich geblieben ist der luxuriöse Komfort im Inneren, der auch lange Autobahnetappen für fünf Personen mit Gepäck zum angenehmen Reisevergnügen macht. Historisch besonders reizvoll und schön anzusehen, war das in Sammlerkreisen heiß begehrte „Batmobil“, also der BMW 3.0 CSL aus den 1970ern. Er zeigte auch noch auf der Strecke, was er noch immer draufhatte.
Historisches Camping
Zurück in bürgerlicheren Gefilden, beim historischen Camping. Gezogen werden die rollenden Mini-Eigenheime von Fahrzeugen wie Saab 96, Citroën DS und Ponton-Mercedes. Der ausgestellte Volkswagen T2 aus den Sechzigern trägt die Camping-Ausrüstung gleich als Interieur.
Autos der Wirtschaftswunderzeit
Wessen Füße jetzt noch nicht schlapp gemacht haben, der wird weitergetragen zu den italienischen Rennsportwagen der automobilen Frühzeit. Hier stehen neben den bekannten Größen von Alfa Romeo auch seltene Bizzarrini herum, die ein Unternehmer aus Frankfurt liebevoll restauriert. Schon ein paar Schritte weiter wird es wieder deutsch – das Wirtschaftswunder lässt grüßen. Opel Olympia, Messerschmidt Kabinenroller und so manches Produkt aus dem Hause Borgward oder Lloyd erinnern an den Aufschwung nach dem zweiten Weltkrieg.
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Unerlässlich ist auch ein Abstecher in Richtung Rennstrecke. Findet gerade ein Lauf statt, halten sich die einen ihre Ohren zu, während andere in Wohlfühl-Pose dem Sound lauschen. Hier zeigen alte Vorkriegs-Bentley, Veritas- und Lotus-Sportwagen, was sie können. Doch unter die rasanten historischen Renn-Pretiosen hat sich auch eine überraschende Neuheit gemischt, und zwar lautlos: der Elektro-Prototyp Volkswagen I.D. R Pikes Peak.
Mekka für Auto-Enthusiasten
Auto-Enthusiasten mit Ausdauer widmen sich an dieser Stelle dem so genannten Miscanthus-Feld, das Platz für unzählige Klassiker aus sämtlichen Epochen und Preisklassen bietet. Hier stellen Fahrzeugbesitzer entweder alleine oder mit Unterstützung ihrer Clubs alles aus, von günstig bis teuer. Da können in der BMW-Ecke auch mal zehn Dreier Cabrios der E30-Reihe nebeneinander stehen. Oder die Volkswagen Nasenbär-Gemeinschaft kratzt sämtliche noch verfügbare Exemplare aus ganz Deutschland zusammen, um eine ansehnliche Armada zu bilden. Hier tummeln sich aber auch rote Hochkaräter aus Maranello oder viel günstigere, aber dafür ebenso exotische Japaner sämtlicher Couleur.
Jewels in the Park: Der Wettbewerb Concourse d'Elegance
Zum Abschluss und als Höhepunkt darf der Besuch der „Jewels in the Park“ nicht fehlen. Dort präsentieren sich zuvor angemeldete und nach FIVA-Reglement eingeordnete Edel-Karossen. Dabei handelt es sich um versunkene Marken wie Delahaye, exotische Sportler wie den DKW Monza oder aber frühe Ferrari-Modelle mit Millionenwert. Allerdings kann beim offiziellen Concourse auch ein seltenes Fiat 1900 Coupé einen Preis gewinnen, das preislich bei vergleichsweise moderaten 50.000 € liegt.
Nach einem ordentlich gefüllten Tagesprogramm und automobiler Reizüberflutung führt der Weg wieder zurück zum Parkplatz. Zum Abschluss rauschen abermals klangvolle Oldies vorbei und hinterlassen prägnanten Benzingeruch.